Gleichheit und Individualität

Was ist eigentlich ... das Recht auf Gleichheit oder das Recht auf Individualität?

Die Kinderrechte sollen für ALLE Kinder gelten, egal woher sie kommen, an was sie glauben, wie sie aussehen oder wie sie leben! Das ist ganz besonders wichtig, denn im Grunde genommen sind alle Kinder Kinder – sie sind also in gewisser Weise gleich, auch wenn jedes Kind für sich einzigartig ist. Das klingt jetzt vielleicht etwas verwirrend, ist aber so.

Du bist du und deshalb hast du auch ein Recht auf einen Namen, denn wenn du keinen Namen hättest, wärst du einfach nur irgendwer und nicht du selbst. Einen Namen zu haben bedeutet auch, dass man offiziell registriert ist in dem Land, in dem man lebt. Und das bedeutet, dass es einen auch wirklich gibt und dass das alle wissen. Das ist wichtig, damit du eben auch wirklich alle Rechte bekommst, die dir zustehen, wie zum Beispiel eine Staatsangehörigkeit und einen Pass oder andere Ausweisdokumente und das Recht zu wählen (das dauert allerdings, bis du 18 Jahre alt bist).

Hier findest du ein Themenblatt rund um deinen Namen » (PDF, 180 KB), das du gern ausfüllen und mal mit deinen Eltern, Geschwistern, Freundinnen oder Freunden besprechen kannst.

Jedes Kind ist einzigartig und das macht unsere Welt so schön bunt und vielfältig wie sie ist. Es ist toll, dass nicht alle Kinder die gleichen Hobbys haben, die gleichen Sachen gerne essen, gleich aussehen oder in die gleichen Menschen verliebt sind, denn das wäre ja ganz schön kompliziert! Das wichtigste ist, dass ihr euch wohl fühlt und dass ihr andere Menschen und Kinder so akzeptiert, wie sie sind und sie nicht ausgrenzt, nur weil sie anders sind als ihr. Jede und jeder ist mal anders als andere, aber das ist ja kein Grund, jemanden auszuschließen oder sogar zu beleidigen. Ihr müsst nicht mit jedem gut befreundet sein, aber ihr solltet jeden respektieren – das ist ein Unterschied.

Vielleicht habt ihr selbst manchmal das Gefühl, anders zu sein als andere Kinder. Oder ihr habt schon mal mitbekommen, wie andere Kinder ausgegrenzt wurden, weil sie irgendwie anders waren. Wenn ihr euch traut, dann sagt etwas dagegen und steht nicht nur da und guckt zu. Bestimmt gibt es auch andere Kinder, die sich euch anschließen würden – ihr seid nicht allein!

Was ist eigentlich ... das Recht auf Förderung und Unterstützung bei sogenannten Behinderungen?

Wie langweilig und eintönig wäre es, wenn alle gleich wären! Es ist gut, dass nicht jedes Kind genau das Gleiche können muss wie andere Kinder. Ihr seid einzigartig mit euren Fähigkeiten und Fertigkeiten, mit eurem Wissen und euren Interessen.

Manche Kinder brauchen mehr Hilfe im Leben als andere Kinder. Das kann Hilfe im Alltag sein (beim Essen, Anziehen, auf dem Schulweg und so weiter), Hilfe beim Lernen und Verstehen, Hilfe dabei, von einem Ort zum anderen zukommen oder mit ihren Gefühlen und Empfindungen klar zu kommen. Das kann von Geburt an so sein oder von einer Krankheit oder einem Unfall kommen. Meist werden diese Kinder behindert genannt, weil sie nicht so gut sehen, hören laufen oder denken können. Das Wort „behindert“ wird aber auch oft als Schimpfwort benutzt und bedeutet etwas eher Negatives. Viele dieser Kinder werden von anderen geärgert und gemobbt, nur weil sie nicht so sind, wie die meisten anderen.

Früher wurden Menschen, die anders waren, meist versteckt oder schon als Kinder in großen Heimen untergebracht. Sie wurden kaum gefördert und man kümmerte sich wenig darum, was sie wirklich konnten. Wir leben heute in einer Zeit, in der oft von Inklusion gesprochen wird. Das bedeutet, dass wir (in Deutschland, aber auch in der ganzen Welt) miteinander leben wollen, ohne andere auszugrenzen. Denn ausgegrenzt werden auch andere Menschen: Obdachlose, Alte, Menschen aus anderen Ländern, Homosexuelle oder Transgender-Menschen. Meist wird mit Inklusion aber das Einbeziehen von Kindern mit sogenannten Behinderungen (manche sagen auch Kinder mit erhöhtem Förderbedarf) gemeint. Immer häufiger können diese Kinder in Regelschulen gehen und werden dort neben dem regulären Unterricht weiter gefördert. Manche möchten aber lieber auf einer Förderschule sein.

Und es ist ja auch so, dass die einen eben mehr Unterstützung brauchen als andere. Egal, ob das im körperlichen, geistigen oder seelischen Bereich ist, es besteht das Recht auf besondere Förderung und besonderen Schutz. Denn wie ihr gestern schon erfahren habt, hat jedes Kind auf der Welt das Recht zu leben und sich bestmöglich zu entwickeln. Damit das auch wirklich passiert, haben die Länder, die die Kinderrechtskonvention unterschrieben haben, sich verpflichtet, dafür zu sorgen. Das bedeutet, dass sie medizinische Versorgung und Geld zur Verfügung stellen und es ein Gesetz gibt, das Ausgrenzung verhindern soll. Auch werden diese Kinder von Menschen begleitet, die zum Teil extra eine besondere Ausbildung gemacht haben.

Hierzu haben wir gleich mehrere Buchtipps für euch:

Jugendbücher

„Wunder“ von Raquel J. Palacio, erschienen im dtv Verlag

Hier liest du mehr über „Wunder“ »

Ein Buch, das zu Recht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Es handelt von dem zehnjährigen August, der mit seiner Schwester und seinen Eltern in New York lebt. Schon als August zu Welt kam, war klar, dass er anders war und sogar die Hebamme fiel in Ohnmacht, als sie ihn das erste Mal sah: sein Gesicht war entstellt und er musste sich im Laufe seines Lebens unzähligen Operationen unterziehen, um überhaupt einigermaßen „normal“ leben zu können. Die Geschichte erzählt von seinem Schulwechsel auf eine öffentliche Schule und davon, wie schwer es ist, Freunde zu finden, wenn man anders aussieht. Aber sie erzählt auch, wie schön es sein kann, wenn man dann Freunde gefunden hat, sich allen Schikanen in den Weg stellt und am Ende gar nicht mehr so anders lebt, wie die anderen. Besonders interessant: das Buch ist aus verschiedenen Sichtweisen geschrieben und man kann sich in alle Protagonistinnen und Protagonisten hineinversetzen.

„Dass ich ich bin, ist ist genauso verrückt wie die Tatsache, dass du du bist“ von Todd Hasak-Lowy, erschienen im beltz Verlag

Hier liest du mehr über „Dass ich ich bin, ist ist genauso verrückt wie die Tatsache, dass du du bist“ »

Darren ist mitten in der Pubertät und hat eigentlich genug mit seinen eigenen Problemen zu tun. Aber dann meint sein Vater, er müsse ihm mitteilen, dass er neuerdings auf Männer stehe und bringt damit das Leben seines Sohnes noch mehr durcheinander. Darren flüchtet zu seinem großen Bruder Nate und lernt neue Menschen kennen – unter anderem auch die faszinierende Zoey ... Ein turbulenter Roman, der in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist – nicht zuletzt, weil der Autor gar keine langen zusammenhängenden Texte schreibt, sondern die Geschichte in Listen erzählt. Auch für Lesemuffel sehr empfehlenswert!

„Bus 57“ von Dashka Slater, erschienen im loewe Verlag

Hier liest du mehr über „Bus 57“ »
Beruht auf einer wahren Geschichte. Jeden Morgen fahren viele Menschen mit dem Bus Linie 57 zur Arbeit oder zu Schule, darunter auch der afroamerikanische Jugendliche Richard und der „genderqueere“ Jugendliche Sasha. Sie kennen sich nicht, kennen nicht ihre Lebensgeschichten, bis Richard, der schon einige Straftaten auf dem Buckel hat, eines Tages aus heiterem Himmel Sashas Rock anzündet. Warum tut man so etwas? Die Autorin hat die Schicksale beider Jungs aufgearbeitet und den Gerichtsprozess genau verfolgt. Es geht auf der einen Seite um Sashas Coming Out, seine Krankenhausaufenthalte durch die Brandverletzungen und seine ungewöhnliche Kindheit und auf der anderen Seite um Richard, den coolen Typ, der gerade aus einer betreuten Wohngruppe für jugendliche Straftäter kommt und vom amerikanischen Justizsystem offenbar anders behandelt wird, weil er schwarz ist. Ein sehr berührendes und bewegendes Buch, das die zwei Schicksale völlig unterschiedlicher Jungs auf eine Ebene bringt: sie wollen trotz allem glücklich sein.

Kinderbücher

„Irgendwie Anders“ von Kathryn Cave, erschienen bei Oetinger

Hier liest du mehr über „Irgendwie Anders“ »

Irgendwie Anders lebt allein auf einem Berg und hat es sehr schwer, Anschluss zu finden, weil er eben „irgendwie anders“ ist. Doch eines Tages klopft jemand an seine Tür, der auch irgendwie anders aussieht...Eine schön illustrierte Geschichte übers Freunde finden und Anders-sein.

„Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“ von Kirsten Boie, erschienen bei Oetinger

Hier liest du mehr „Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“ »

Nach einem Brand im Wald findet die Rehmutter ein Fuchsbaby und bringt es nicht übers Herz, es zurückzulassen. Sie nimmt es bei sich auf und der Trubel beginnt! Eine niedlich bebilderte Geschichte über Familie, Freunde und Vorurteile.

„Das kleine Ich bin Ich“ von Mira Lobe, erschienen im Jungbrunnen Verlag

Hier liest du mehr über „Das kleine Ich bin Ich“ »

Ein kleines, merkwürdig aussehendes Tier ist auf der Suche nach sich selbst. Wer bin ich eigentlich? Wem sehe ich ähnlich? Ein Bilderbuchklassiker in Reimform, der in keinem Kinderzimmer fehlen sollte.

„Die Bunte Bande“ von Ronald Gutberlet und Julia Fenn, Aktion Mensch im Carlsen-Verlag

Hier liest du mehr über „Die Bunte Bande“ »

Die Bunte Bande erlebt in mittlerweile fünf Bänden verschiedene Abenteuer. Die fünf Bandenmitglieder Henry, Tessa, Leo, Tom und Jule haben alle ihre eigenen Stärken und Schwächen. Die Bücher zeigen, dass nicht jedes Kind alles können oder wissen muss, dass jedes Kind eigene Vorlieben haben darf und dass das ein Vorteil ist. Auf ihre ganz eigene Art schaffen sie es fast immer, Lösungen zu finden und kein Kind zurück zu lassen. Besonders schön an der Reihe ist, dass es die Bücher auch in Leichter Sprache und in Braille-Schrift gibt (das ist eine Schrift aus spürbaren Punkten, die blinde Menschen nutzen). Die Bunte Bande gibt es auch zum Herunterladen. Auf der oben genannten Seite findet ihr auch eine Lesung, ein Konzert und vieles mehr.

Auswahl von Hilfen und Beratungsstellen in Oldenburg

Kinder- und Jugendbüro: 0441 235-3690
Kinderschutzbund: 0441 84590
Kinderschutzzentrum – Vertrauensstelle Benjamin: 0441 17788
Wildwasser: 0441 16656
Allgemeiner Sozialdienst: 0441 235-4444 (ServiceCenter der Stadt Oldenburg)

Im Internet findest du noch mehr Hilfsmöglichkeiten. Dort kannst du auch die oben genannten Stellen finden und schauen, welche dir zusagt.

Zuletzt geändert am 7. März 2024