Integrationspreis 2018

Solche Vorbilder braucht Oldenburg

Über Integration wird viel gesprochen. Gleichzeitig rücken dabei oft diejenigen, die nicht viel reden, aber dafür in Institutionen, Vereinen und Verbänden oder als Einzelne mit Herz, Verstand und Tatkraft anpacken, in den Hintergrund. Das war am Freitag, 22. März 2019, bei der Verleihung des Integrationspreises 2018 der Stadt Oldenburg anders. Hierbei gehörte jenen, die mit ihrem Engagement für ein gleichberechtigtes, friedliches Miteinander sorgen, die große Bühne. „Ihnen gebührt ein ganz großes Dankeschön“, erklärte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann bei der Feierstunde in der Volkshochschule. Dort sagten das Stadtoberhaupt und Integrationsbeauftragte Aliz Müller nicht nur Danke, sondern zeichneten drei wegweisende Projekte aus den Bereichen Bildung, Kultur und Sport besonders aus. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhielten jeweils 2.000 Euro.

Preis zum neunten Mal verliehen

Prämiert wurden das vom Jugendmigrationsdienst im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands getragene Projekt „amiko, ich kann was!“, ein von Gabriele Hoeltzenbein initiiertes interkulturelles Kunstprojekt mit Rahmenprogramm unter dem Titel „Convivencia – für ein friedliches Zusammenleben“ sowie ein vom Krusenbuscher Sportverein aufgelegtes Projekt, das insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund für Fußball und ehrenamtliche Mitarbeit im Verein begeistern will. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann betonte die Bedeutung des zum neunten Mal verliehenen Integrationspreises. „Er macht Anerkennung und Wertschätzung für Integrationsarbeit sichtbar.“ Krogmann verwies darauf, dass in Oldenburg mehr als 16.000 Menschen mit Migrationshintergrund leben. Den Preisträgerinnen und Preisträgern und Nominierten bescheinigte er: „Sie alle sind Vorbilder für andere. Sie unterstützen uns dabei, Oldenburg als weltoffene und tolerante Stadt weiterzuentwickeln. Oldenburg und unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger brauchen Sie!“.

18 Bewerbungen und Vorschläge

Für die Auszeichnung waren insgesamt 18 Bewerbungen und Vorschläge eingereicht und von einer sechsköpfigen, unabhängigen Jury unter Vorsitz von Sozialdezernentin Dagmar Sachse bewertet worden. „Die Auswahl ist uns nicht leicht gefallen. Es freut mich zu sehen, wie viele Menschen in Oldenburg die Tatsache, dass Integration nur gemeinsam gelingen kann, verinnerlicht haben und sich dafür einsetzen, anderen dabei zu helfen, bei uns eine neue Heimat zu finden“, lobte Sachse. Integrationsbeauftragte Aliz Müller ergänzte, die Preisträgerinnen und Preisträger zeigten mit ihren Einsatz, dass alle, die hier leben, Zusammenhalt gestalten können – „und das kommt der ganzen Gesellschaft zugute.“

Deutsch-jordanisches Quintett

Die Feierstunde wurde vom deutsch-jordanischen „Henna Ensemble“ musikalisch begleitet. Das Quintett stellte in seinen Beiträgen einen Dialog zwischen arabischer und westlicher Musik her und bot damit selber ein gelungenes Beispiel für Integration und kulturellen Austausch.

Die Preisträgerinnen und Preisträger

  • „amiko, ich kann was!“ (Jugendmigrationsdienst im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands)
    Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Kooperation zwischen Ehrenamtlichen des amiko-Projekts, dem Bildungszentrum für Technik und Gestaltung Oldenburg, dem CJD Jugendmigrationsdienst und dem Kreativlabor in der Kulturetage. Es wendet sich an junge Geflüchtete im Alter von 16 bis 21 Jahren aus Syrien, Irak, Eritrea, Guinea, Afghanistan und Algerien. Zu den wöchentlichen Treffen, die immer dienstags im Kreativlabor angeboten werden, kamen über das Jahr verteilt 48 Schülerinnen und Schüler. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Erweitern von Deutschkenntnissen liegt ein Schwerpunkt darauf, mit den Teilnehmenden zielgerichtet eigene Stärken herauszuarbeiten und mit Berufszielen in Einklang zu bringen. Die Schülerinnen und Schüler werden mit behördlichen Anlaufstellen vertraut gemacht, und sie erhalten darüber hinaus Hilfestellung bei Bewerbungen und bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche.
     
  • „Convivencia – für ein friedliches Zusammenleben“ (Gabriele Hoeltzenbein, Kirchengemeinde St. Willehad)
    Sie gilt als goldenes Zeitalter der Toleranz: die Convivencia – eine Epoche friedlichen Zusammenlebens von Muslimen, Juden und Christen im mittelalterlichen Spanien. Gabriele Hoeltzenbein hat nach diesem titelgebenden Vorbild ein interkulturelles Projekt initiiert, in dessen Mittelpunkt vom 28. Oktober bis 25. November 2018 eine Ausstellung mit Bildern geflüchteter und deutscher Kunstschaffender stand. Flankiert wurde die Ausstellung von einem Rahmenprogramm mit rund 25 Veranstaltungen, die mehr als 1.300 Menschen erreicht haben. Dabei gab es unter anderem Konzerte, Lesungen und Schulveranstaltungen mit einem deutsch-syrischen Schriftsteller, Theater für Kinder, Kamingespräche zu bildungspolitischen und religiösen Themen sowie Film-Vorführungen und einen syrischen Kulturabend. Kooperationspartner waren der Präventionsrat, die Deutsch-Syrische Gesellschaft Oldenburg und die Katholische Hochschulgemeinde Oldenburg.
     
  • „Jugend fördert Jugend – Engagement der Jugend für das Ehrenamt“ (Krusenbuscher SV)
    Wer Fußball spielt, kommt in Kontakt: Mit dem Projekt „Jugend fördert Jugend – Engagement der Jugend für das Ehrenamt“ knüpft der Krusenbuscher SV in einem Stadtteil mit hohem Migrationsanteil an sein erfolgreiches Konzept an, Mädchen im Alter von 6 bis 18 Jahren für Fußball zu begeistern und vor allem junge Migrantinnen in den Vereinssport zu integrieren. Als zusätzliche Komponente kam hinzu, Mädchen im Alter von 13 bis 18 Jahren als Übungsleiterinnen und Junior-Coaches zu qualifizieren. Acht Mädchen – vier davon mit Migrationshintergrund – haben so in 2018 den Einstieg in die ehrenamtliche Vereinsarbeit geschafft. Lehrkräfte der Grundschule Krusenbusch und der IGS Kreyenbrück unterstützen den Krusenbuscher SV in seinen Aktivitäten.

Die Jurymitglieder

  • Dagmar Sachse (Sozialdezernentin der Stadt Oldenburg),
  • Hiltrud Neidhardt (ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Oldenburg und engagiert in der Integrationsarbeit),
  • Harald Götting (1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Stadtoldenburger Bürgervereine),
  • Jean Ngendahimana (Gründer und Vorsitzender des Vereins „Migration Heute e. V.“),
  • Justus Neuendorff (1. Vorsitzender des Stadtschülerrates),
  • Prof. Dr. Uwe Weithöner (Vizepräsident der Jade Hochschule).

Über den Integrationspreis

Mit dem Integrationspreis zeichnet die Stadt Oldenburg seit dem Jahr 2010 Projekte, Maßnahmen, Initiativen oder Personen aus, die sich in besonderer Weise für ein gleichberechtigtes und friedliches Miteinander in der Gesellschaft einsetzen und so um die Integration verdient machen. Im vergangenen Jahr waren das Haus Welcome der Kirchengemeinde St. Josef und der Kirchengemeinde Osternburg, das Projekt „Meine Geschichte, deine Geschichte. Flucht, Migration und Shoah“ von Dzenet Hodza und der Lokalsender Oeins mit der Sendung „Radio Globale“ ausgezeichnet worden.

Zuletzt geändert am 23. August 2022