Mitschrift zur Podcast Episode 15
Jubiläumsaktion 15 Jahre Integrationspreis
jährigen Jubiläums des Integrationspreises der Stadt Oldenburg aufgenommen haben. In den 15 Jahren sind zahlreiche Projekte, Vereine und Initiativen mit diesem Preis ausgezeichnet und gewürdigt worden und wir wollen euch eine große Anzahl davon vorstellen. Wir haben nachgefragt, wofür sie damals den Integrationspreis gewonnen haben, was für besondere Erlebnisse bei Ihnen hängengeblieben sind und wie es ihnen heute geht. Wenn euch also interessiert, was Oldenburg zwischen 2010 und 2025 an Projekten ausgemacht hat, die sich für Chancengleichheit und Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie für solidarisches Miteinander einsetzen, dann horcht rein in die jeweils circa zehnminütigen Podcasts von „hörbar vielfältig.“ Viel Spaß dabei.
Claudia Wronna: Hallo und herzlich willkommen! Heute habe ich drei Kollegen vom Begegnungszentrum Kaiser19 hier bei mir zu Gast: Lara Unland, Julian Benecke und Mohammad Alrazouk. Ihr seid Koordinationsfachkräfte im Kaiser19. Herzlich willkommen! Schön, dass ihr da seid.
Lara Unland: Danke, dass wir hier sein dürfen.
Julian Benecke: Danke.
Mohammad Alrazouk: Danke.
Claudia Wronna: Lara, magst du mal kurz sagen? Was ist denn das Kaiser19?
Lara Unland: Ja. Also das Begegnungszentrum Kaiser 19 ist, wie der Name schon sagt, ein Ort, an dem sich viele Menschen aus ganz vielen unterschiedlichen Ländern begegnen. Das tun sie bei ganz verschiedenen Angeboten. Wir haben ganz viele Freizeitangebote, wir haben Sportangebote, wir haben Sprachkurse und wir haben einen ganz großen Pool an Ehrenamtlichen, die eben diese Kurse kostenlos anbieten. Und genau da können die Menschen zu uns kommen und sich austauschen.
Claudia Wronna: Ihr habt im Jahr 2021 den Oldenburger Integrationspreis der Stadt Oldenburg gewonnen. Für welches Projekt?
Lara Unland: Das Projekt heißt „Miteinander füreinander – Kinder und Jugendliche im Blick.“ Und das war ein Projekt, was in der Corona-Zeit entstanden ist, weil wir einfach gesehen haben wie sehr die Kinder und Jugendlichen unter den Schulschließungen gelitten haben, waren zum Teil ziemlich isoliert. Und wir haben natürlich auch viele zugewanderte Familien bei uns. Und da haben wir gesehen, dass da besondere Herausforderungen zu bewältigen waren. Da hatte zum Beispiel nicht jedes Kind einen Laptop oder es gab noch Sprachschwierigkeiten oder das größere Netzwerk, also die Großfamilie, war nicht in der Nähe. Und das war eben alles so ein Unsicherheitsgefühl. Und wir haben uns dann überlegt, dass wir gerne auf jeden Fall Kinder und Jugendliche mehr in den Blick nehmen müssen. Und haben auf der einen Seite individuell gefördert, also wir haben versucht, das aufzufangen, was vielleicht ein bisschen in der Schule verpasst wurde, also verstärkt Nachhilfe organisiert. Viele der Ehrenamtlichen haben die Kinder unterstützt. Wir hatten noch viele Studierende, die das gemacht haben. Und auf der anderen Seite war uns auch wichtig, eben dieses Gemeinschaftsgefühl wieder herzustellen. Weg von „Ich sitze zu Hause allein an meinem PC oder an meinem Handy.“ Eben wieder raus in die Gemeinschaft, an die frische Luft. Und dann gab es in dieser Zeit den Jugendtreff, der sich gegründet hat. Es gab einen Mädchentreff und wir haben einfach ganz viele Aktionen auch nach draußen verlegt, weil das eben durch die Maßnahmen damals viel einfacher war. Wir sind viel mit dem Rad unterwegs gewesen, wir waren am Bornhorster See, wir waren im Schlossgarten, wir sind Tretboot gefahren. Als wir dann auch wieder ein bisschen weiter wegfahren durften, sind wir Wattwandern gegangen. Wir waren auch in Thüle und so haben wir eben versucht, wie der Titel schon sagt: weg vom Sofa und raus an die frische Luft.
Claudia Wronna: Das hört sich nach wahnsinnig vielen Projekten an, die ihr trotz der Corona-Beschränkung ja umsetzen konntet. Ganz toll. Habt ihr eine Idee, wie viele Kinder und Jugendliche ihr da erreicht habt?
Lara Unland: Ja, das waren bestimmt 200 bis 300 Kinder insgesamt.
Claudia Wronna: Klasse. Gibt es ein besonderes Erlebnis, was dir in Erinnerung geblieben ist? Wovon du berichten magst?
Lara Unland: Ja. Besonders war ein Erlebnis: Wir waren einen Tag im Wald bei Bremen. Wir hatten einen Tag mit einem Erlebnispädagogen dort und es war total schön zu sehen, wie die Kinder so ihren eigenen Zugang zum Wald gefunden haben, ganz schnell. Und wir haben ganz viele verschiedene Spiele gespielt. Einfache Spiele. Wir haben uns versteckt. Wir haben gelernt, uns anzuschleichen als Tiere. Und es war einfach total schön. Die Kinder hatten super viel Spaß und am Ende saßen wir alle zusammen am Lagerfeuer, haben ein Stockbrot gebacken.
Claudia Wronna: Also diese Zielgruppe, Kinder und Jugendliche, scheint euch sehr wichtig zu sein.
Julian Benecke: Auf jeden Fall.
Claudia Wronna: Aber viel Beachtung finden ja auch Erwachsene. Also es kommen sehr viele erwachsene Zugewanderte zu euch und nehmen da an den unterschiedlichsten Aktivitäten teil.
Julian Benecke: Genau. Man muss wahrscheinlich auch ein bisschen bedenken, dass wir nicht nur eine Kinder- und Jugendfreizeitstätte sind. Wir sind im Prinzip ein großes Projekt, Kaiser19. Und in diesem großen Projekt finden auch immer kleine Projekte statt. Dazu gehörte dann auch vielleicht „Miteinander, füreinander.“ Und wir passen uns ein bisschen immer den Bedürfnissen der Menschen an, die zu uns kommen. Wir haben im Prinzip Menschen aus allen Nationen, bei uns kommen 300 bis 500 Menschen in der Woche zu uns. Wir haben über 80 oder sagen wir mal 60 bis 80 Ehrenamtliche. Bestimmt 60 bis 70 % von diesen Menschen haben selber Migrationshintergrund und unterstützen uns. Und jetzt, seit dem Ukrainekonflikt, sind natürlich auch andere Bedürfnisse entstanden durch eine neue Community, die Ukraine-Community. Da haben wir dann immer auf Augenhöhe miteinander verschiedene Programmpunkte entwickelt und versucht, die Menschen zu unterstützen. Das waren vor allem auch psychologische Angebote, Sportangebote, Redekreise, Kunst… ist alles möglich! Und ich sag mal so: Wenn jemand Lust hat, auch mal bei uns vorbeizuschauen, dann ist er immer herzlich eingeladen.
Claudia Wronna: Kaiserstraße 19, direkt am Bahnhof.
Julian Benecke: Genau, so ist es. Und von Montag bis Samstag kann man sonst eigentlich immer von 10 bis 18 Uhr erreichen. Man kann vorbeikommen, man kann uns anrufen, kann uns schreiben.
Claudia Wronna: Vielleicht an dich die letzte Frage, Mohammad. Welche Wünsche oder Botschaften habt ihr für die Zukunft?
Mohammad Alrazouk: Eigentlich zur Zukunft haben wir viele Botschaften und Wünsche. Erstens, würde ich sagen: Vielfalt macht uns viel stärker und kreativer. So ist unser Motto: „Miteinander füreinander“. Das bedeutet, gemeinsam können wir mehr erreichen. Auch gesellschaftliche Teilhabe bedeutet nicht nur Ankommen, sondern aktives Miteinander und Mitgestalten. Auch ist es wichtig zu sagen: Jeder Mensch hier verdient gleiche Chancen, unabhängig von Nationalität oder Religion oder Geschlecht. Auch ist wichtig für alle Leute hier und Menschen: Bildung und Austausch und Engagement sind der Schlüssel zu einer gerechten Zukunft. Das ist für alle und auch wichtig bei uns. Ehrenamt und Mitbestimmung sind der Motor für eine starke und inklusive Gemeinschaft. Und zum Wunsch, also würde ich sagen, es ist wichtig, auch für uns: Wir wünschen uns eine Gesellschaft, in der Unterschiede nicht trennen, sondern bereichern. Und am Ende zum Schluss würde ich sagen: unsere Zukunft ist bunt, offen und voller Möglichkeiten, wenn wir sie gemeinsam gestalten.
Claudia Wronna: Das ist ein sehr schönes Schlusswort. Vielen Dank, dass ihr da seid. Vielen Dank, dass ihr so eine engagierte und tolle Arbeit hier in Oldenburg macht. Ich wünsche euch alles Gute. Macht's gut.
Lara Unland: Dankeschön.
Julian Benecke: Danke, dass wir hier sein durften.
Claudia Wronna: Dies war ein Podcast aus der Reihe „hörbar vielfältig.“ Dies ist ein Projekt des Fachdienstes Integration im Amt für Zuwanderung und Integration der Stadt Oldenburg. Aufnehmen durften wir den Podcast in der Freizeitstätte Bürgerfelde und bedanken uns insbesondere bei Nils Naumann und Felix Klostermann für die technische, herzliche und vor allem unkomplizierte Unterstützung. Hört gerne noch in unsere weiteren Podcastfolgen hinein, diese findet ihr hier. »
Zuletzt geändert am 8. Juli 2025