Mitschrift zur Podcast Episode 4

Podcast zur Jubiläumsaktion 15 Jahre Integrationspreis

Claudia Wronna: Herzlich willkommen zu unserem Podcast „hörbar vielfältig“, den wir anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Integrationspreises der Stadt Oldenburg aufgenommen haben. In den 15 Jahren sind zahlreiche Projekte, Vereine und Initiativen mit diesem Preis ausgezeichnet und gewürdigt worden und wir wollen euch eine große Anzahl davon vorstellen. Wir haben nachgefragt, wofür sie damals den Integrationspreis gewonnen haben, was für besondere Erlebnisse bei Ihnen hängengeblieben sind und wie es ihnen heute geht. Wenn euch also interessiert, was Oldenburg zwischen 2010 und 2025 an Projekten ausgemacht hat, die sich für Chancengleichheit und Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie für solidarisches Miteinander einsetzen, dann horcht rein in die jeweils circa zehnminütigen Podcasts von „hörbar vielfältig.“ Viel Spaß dabei.

Claudia Wronna: Ja, hallo und herzlich willkommen! Ich habe heute die zwei Vorstände vom Verein Social Land Art Projekt e.V. hier bei mir zu Gast: Edda Akkermann und Thomas Robbers. Herzlich willkommen, schön, dass ihr da seid. Ihr habt mit eurem Verein im Jahr 2013 den Integrationspreis gewonnen. Bevor wir darauf eingehen, würde mich aber mal interessieren Was macht eigentlich euer Verein? Was habt ihr für Ziele Projekte? Was läuft da so bei euch?

Edda Akkermann: Social Art Projekt e.V. wurde 1999 als Verein gegründet und gemeinnützig wurde er 2002, wenn ich mich recht erinnere. Er ist hervorgegangen aus einer Künstlerorganisation und ist dann nach zahlreichen Projekten dazu übergegangen, auch Projekte mit Kinder und Jugendlichen zu initiieren.

Claudia Wronna: Es sind also ganz viele Künstler bei euch engagiert, die so verschiedene Projekte umsetzen, mit unterschiedlichen Zielgruppen, aber immer im Bereich bildender Kunst.

Edda Akkermann: Ja, das ist richtig.

Claudia Wronna: Ja und 2013 ist eben das Projekt umgesetzt worden „zu Hause, in der Fremde.“ Und damit habt ihr auch den Integrationspreis der Stadt Oldenburg gewonnen. Worum ging es in diesem Projekt?

Edda Akkermann: „Zuhause in der Fremde“ ist der Obertitel von einigen Projekten, die von 2013 bis 2020 von Slap e.V. organisiert wurden. Und in diesem ersten Projekt sind wir von der Schule eingeladen worden, ein Projekt zu initiieren. Mit den ersten Sprachlernklassen. Teilnehmende waren 25 Schülerinnen aus verschiedenen Ländern, zum Beispiel aus Polen, Lettland, Litauen, aber auch aus Syrien, Iran und Irak.

Claudia Wronna: Und mit welcher Schule habt ihr da kooperiert?

Edda Akkermann: Die einladende Schule war die OBS Eversten.

Claudia Wronna: Okay. Und dieses Projekt hat sich glaube ich in zwei Teile untergliedert. 

Edda Akkermann: „Zu Hause in der Fremde“ hat dann ja noch hinterher mehrere Teile gehabt. Aber wir haben ja 2014 den Integrationspreis bekommen für die beiden Projekte „Biografien in Bildern.“ Hier ging es darum, dass die Jugendlichen und Kinder Zeichnungen anfertigen aus ihrer Heimat, aus ihren Heimatländern und die darstellen können. Sie haben auch, da sie ja Deutsch nicht schreiben konnten, dann auf ihren jeweiligen Sprachen die Bilder betitelt und auch Texte dazu geschrieben. 

Claudia Wronna: Wie ist es bei den Kindern angekommen?

Edda Akkermann: Etwas Kreatives zu machen, ohne dass die Sprache von Belang war – da haben die natürlich sehr viel Spaß dran gehabt. Vor allen Dingen, weil das hinterher ausgestellt wurde. Und sie konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dass jetzt ihre Kunstwerke öffentlich ausgestellt worden sind. Und dann haben sie natürlich sehr viel „moral support“ gekriegt. Also das war ganz fantastisch.

Claudia Wronna: Toll. Und es ging dann weiter. Es blieb nicht bei Bildern, sondern dann wurden auch Fotografien mit aufgenommen. Da haben auch Studenten eine große Rolle gespielt. Wie kam das zustande?

Thomas Robbers: Genau. Ich habe bis vor einem Jahr einen Lehrauftrag gehabt als fester Lehrbeauftragter an der Uni Oldenburg im Fachbereich Kunst. Und dort studieren in erster Linie Kunstpädagogen, die als solches eben während des Studiums relativ wenig Praxis haben. Und wir haben es dann in der Form konzipiert: Wir haben immer ein ästhetisches Projekt dort gehabt. Das lief über zwei Jahre, über zwei Semester, und das passte natürlich unglaublich gut mit den Studierenden als Teams dann in die Schulen zu gehen. Wir haben Teams gebildet, dementsprechend immer Teams, mit 4 bis 5 Studierenden, und das war fast eine eins zu eins Betreuung. Ja, und dann haben wir über zwei Semester zu dem Thema gearbeitet.

Claudia Wronna: Ein Jahr lang – da lernt man ja die Kinder richtig gut kennen. Also da haben sich bestimmt auch Beziehungen entwickelt, zwischenmenschliche Beziehungen einfach. Man hat so Entwicklung mitbekommen.

Thomas Robbers: Natürlich. Es ging auch letztendlich darum, den Studierenden, die ja kaum Kontakte haben zu Jugendlichen, die mit Migrationshintergrund dann nach Deutschland gekommen sind, da die Vorbehalte auch rauszunehmen. Es waren sehr viele Vorbehalte, aber auch sehr viel Ängste, weil das sind junge Leute, die kommen gerade aus der Schule raus. Und diesen Kontakt zu haben und erst mal über ein Semester die kennenzulernen, darum ging es ja auch. Und gerade dann auch zu dem Thema, mit dem wir dann gearbeitet haben: inszenierte Fotografie. Es hatte zum Thema, dass sie eben visualisieren sollten und auch darstellen sollten: Was ist neu in Deutschland, was kennen Sie nicht? Und dort erst mal die Biografie kennenzulernen und erstmal deren Vorbehalte oder auch deren Ängste oder auch deren Zukunftshoffnung kennenzulernen, das war ein großer Teil. Das kann nur passieren, wenn man sehr lange mit denen zusammenarbeitet.

Edda Akkermann: In den Bildern haben sie, in den Fotografien haben Sie einen Teil aus Ihrer Heimat dargestellt. Auch im Bereich Sport, oder es können auch Haustiere gewesen sein, die Sie damals hatten und ein Teil immer, der bei der Ankunft in Deutschland für Sie wichtig war. Da gab es zum Beispiel ein Mädchen, die ist gerne mit dem Bus gefahren und wir haben dann einen Bus ausgeliehen und haben den verwandelt, sozusagen nach ihren Vorgaben. Sie wollte gerne Schnee im Bus haben, weil das war der erste Schnee, den sie in ihrem Leben gesehen hat in Oldenburg und wir haben Requisiten verändert und dann dort die Aufnahme, die Fotografie gemacht. Also alle Fotografien hängen heute noch im PFL, in der Bibliothek, in der Jugendbuchabteilung.

Claudia Wronna: Ja, spannend. Das hört sich so an, als würdet ihr da mit ganz viel Kreativität und Ideenreichtum rangehen. Also es hört sich auch so nach ganz unkonventionellen Möglichkeiten an, die es im Rahmen von Schule oftmals ja nicht so gibt.

Edda Akkermann: Ja, es geht immer um die Vorstellung: stell dir vor, du hast unendlich viel Geld und du hast alle Möglichkeiten. Und du denkst dir damit, also mit dieser ganz freien Vorstellung, etwas aus. Also es hat ja auch so weit geführt, dass wir einen Esel dann bis zum Schwimmbad der Universität gebracht haben – was nicht ohne Schwierigkeiten war, wie man sich vorstellen kann, weil der erste Esel wollte nicht über die Bahnschienen gehen. Aber das war auch das, was nachhaltig auf die Jugendlichen gewirkt hat. Dieses Tun. Und wir, eigentlich Thomas und ich, haben vor allen Dingen darauf geachtet, dass die Jugendlichen und Kinder selber ins Machen kommen.

Claudia Wronna: Das hört sich total spannend an und bis 2020 gab es dann noch ähnliche Projekte mit unterschiedlichen Medien, die ihr dann eingesetzt habt. Also nicht mehr Bilder und Fotos, sondern…?

Thomas Robbers: Wir haben dann auch Filme gemacht, kleine Clips. Die Aufgabenstellung oder die Konstellation war dann ähnlich: Studierende in kleinen Teams haben dann viele kleine Videoclips gedreht, da sind auch total klasse Sachen bei rausgekommen. Da haben wir sogar den Kunstpreis der Oldenburgischen Landschaft noch gewonnen mit dem, mit dem Beitrag. Und ja, wichtig war letztendlich wichtig war immer auch bei den ganzen Projekten, dass das ein Abschlussprojekt hatte oder dass das ein Abschluss hatte in Form von einer Ausstellung. Wir haben immer Ausstellungen zum Schluss gemacht und das war auch ein Punkt für die Kinder und für die Jugendlichen, dass sie gesehen haben: so wertvoll ist das, so viel Wertschätzung ist da drauf, dass man das ausstellt. Und das ist auch eines dieser Konzepte, dass das nicht innerhalb der Schul-Schubladen oder in der Pausenhalle landet, sondern dass es rausgeht, dass das in die Öffentlichkeit geht. 

Claudia Wronna: Ja, das ist ein Mehrwert auch für viele andere hat, eine Öffentlichkeit bekommt. Toll. Welchen Wunsch habt ihr für die Zukunft? Vielleicht auch so für euren Verein?

Edda Akkermann: Es wäre schön, wenn unsere Projekte weitergehen würden und wenn wir Nachwuchs hätten, auch für die Organisationsleistung. Es gibt ja auch viel Schreibtischarbeit zu tun. Und Künstler, die auch vielleicht selber Projekte initiieren können. Im Moment ist das so, nach diesen „zu Hause in der Fremde“-Projekten wurden wir auch eingeladen, in anderen Schulen Projekte mit Sprachlernklassen zu machen. Und das haben wir auch gemacht in Bad Zwischenahn, in Westerstede, in Rostrup. Aber wir suchen eigentlich Nachwuchs für uns.

Claudia Wronna: Wie kann man euch erreichen? Wie kann man am besten Kontakt zu euch aufnehmen?

Edda Akkermann: Über die Webseite denke ich.

Claudia Wronna: Über die Webseite. Prima. Ja. Herzlichen Dank. Die Webseite findet ihr unter www.sociallandartproject.de. Und da ist Edda Akkermann und auch Thomas Robbers für euch als Ansprechpartner zur Verfügung. Ich bedanke mich ganz herzlich für die Zeit und für das Gespräch und wünsche euch weiterhin ganz viel Erfolg und bleibt so kreativ und so offen. Da haben wir in Oldenburg einen tollen Verein am Start!

Edda Akkermann: Ja, vielen Dank.

Thomas Robbers: Ja, vielen Dank.

Claudia Wronna: Dies war ein Podcast aus der Reihe „hörbar vielfältig.“ Dies ist ein Projekt des Fachdienstes Integration im Amt für Zuwanderung und Integration der Stadt Oldenburg. Aufnehmen durften wir den Podcast in der Freizeitstätte Bürgerfelde und bedanken uns insbesondere bei Nils Naumann und Felix Klostermann für die technische, herzliche und vor allem unkomplizierte Unterstützung. Hört gerne noch in unsere weiteren Podcastfolgen hinein, diese findet ihr hier. »

Zuletzt geändert am 8. Juli 2025