Mitschrift zur Podcast Episode 8

Jubiläumsaktion 15 Jahre Integrationspreis

Claudia Wronna: Herzlich willkommen zu unserem Podcast „hörbar vielfältig“, den wir anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Integrationspreises der Stadt Oldenburg aufgenommen haben. In den 15 Jahren sind zahlreiche Projekte, Vereine und Initiativen mit diesem Preis ausgezeichnet und gewürdigt worden und wir wollen euch eine große Anzahl davon vorstellen. Wir haben nachgefragt, wofür sie damals den Integrationspreis gewonnen haben, was für besondere Erlebnisse bei Ihnen hängengeblieben sind und wie es ihnen heute geht. Wenn euch also interessiert, was Oldenburg zwischen 2010 und 2025 an Projekten ausgemacht hat, die sich für Chancengleichheit und Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie für solidarisches Miteinander einsetzen, dann horcht rein in die jeweils circa zehnminütigen Podcasts von „hörbar vielfältig.“ Viel Spaß dabei.

Claudia Wronna: Hallo und herzlich willkommen! Heute habe ich drei Gäste hier bei mir, die im Jahr 2020 den Oldenburger Integrationspreis für das Projekt oder nennen wir es lieber Kulturfestival „farbenfroh“ bekommen haben. Und zwar sind das einmal David Kern von der IGS Kreyenbrück, Verena Schweicher, freiberufliche Theaterpädagogin, und Heike Schaadt, ehrenamtliches Mitglied der Planungsgruppe des Farbenfrohfestivals. Erst mal kurz zu euch. Wer seid ihr? Was macht ihr? Was ist eigentlich „farbenfroh“?

David Kern: Ja, ich bin David. Ich würde sagen, Ziel von „farbenfroh“ ist es ja, vielfältige und lebendige Kultur nach Kreyenbrück zu holen und zu zeigen, dass es ein super vielfältiger Stadtteil ist mit total spannenden Menschen und Geschichten und dass wir da ein großes Kulturangebot einfach machen wollen und das ist nicht nur im Stadtzentrum stattfindet. Entstanden ist das Festival aus einer langjährigen Zusammenarbeit der IGS Kreyenbrück mit dem Verein Jugendkulturarbeit. Und bis heute setzt sich die Planungsgruppe aus vielen Institutionen des Stadtteils zusammen, also einmal der Freizeitstätte CAFTA, die IGS Kreyenbrück, der Stadtteiltreff Kreyenbrück, Jugendkulturarbeit sowie Freiberuflerinnen und ehrenamtliche Mitglieder. Und außerdem haben wir eine Zusammenarbeit, eine enge mit dem Kulturbüro.

Claudia Wronna: Interessant. Wie ist das denn gestartet? Und bis zum Integrationspreis verging ja dann einige Zeit. Was habt ihr da genau gemacht? Wie muss ich mir das vorstellen?

David Kern: Also 2018 gab es ein ziemlich großes Festival mit mehr als 3000 Besuchern, die sich dann auf den Festivaltagen da in Kreyenbrück getummelt haben. 80 Angebote, dezentral, aber auch ein Festival mit Musik. Das Theaterlaboratorium war auch zu Gast in Kreyenbrück. An diesem Festivalwochenende waren wirklich 1700 Menschen da. Also da war richtig viel los. Über einen sehr großen Zeitraum. Das war so unser Start und dann gab es ein bisschen so ein Orientierungsjahr 2019, wo wir das Stadtteilfest unterstützt haben mit so einer farbenfrohen Musikbühne – Kultur im Stadtteil, Global Music Players haben gespielt und wir auch überlegt haben: Wo geht die Reise eigentlich hin? Und da haben wir so ein bisschen auch 2020 dann weitergemacht, wo es dann wirklich auch ein Festivalwochenende mit Kunst, Musik, Theater gab auf dem Klingenberg Platz. Wo auch das erste Mal so dezentrale Projekte sozusagen dazukommen, zum Beispiel das Tipi, Kunst als soziale Skulptur im öffentlichen Raum, wo Kreyenbrückerinnen und Kreyenbrücker natürlich auch gehäkelt haben. Und die Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck hat das dann alles zusammengestellt. Und dann war da ein ganz buntes Tipi, das da stand an einem Festivalwochenende. Und ja, das war irgendwie schon ein richtig schönes Bild. Und ich glaube, das erste Mal was da auch besonders war, ist, dass wir zu den Menschen in Kreyenbrück gegangen sind. Also so ein Format, das nennt sich „zwischen den Häusern“, wo es da Musik und Theateraufführungen wirklich dann zwischen den Wohnungen, da war so eine Wiese in Kreyenbrück, wo dann einfach Kultur bei den Menschen, vor den Menschen, bei den Wohnungen der Menschen stattgefunden hat. Ja, das war jetzt erstmal so eine kurze Zusammenfassung.

Claudia Wronna: Das sind ja riesige Zahlen, die du da genannt hast mit 3000 Besuchern und so weiter. Das heißt, es ist sehr gut angenommen worden.

David Kern: Ja, auf jeden Fall. Also ich würde auch sagen, das ist ja auch das, was uns antreibt irgendwie: dass Kreyenbrück einfach total der vielfältige und spannende Stadtteil ist letztendlich und dass wir da gerne sind. Und ich glaube, wenn man im Sommer da durch die Straßen geht, dann hörst du auch Musik überall. Und vielleicht vergisst man das so manchmal. Also ich wohne selber jetzt auch nicht in Kreyenbrück, aber arbeite da jetzt auch schon seit über zehn Jahren und bin da einfach total auch gerne. Und das haben wir versucht zu zeigen.

Claudia Wronna: Verena, David hat ja eben schon dargestellt von 2018 bis 2020 die Zeit. Ging es denn danach noch weiter nach der Preisverleihung? Gibt es Folgeprojekte?

Verena Schweicher: Ja, das farbenfrohe Kulturfestival gab es ja trotz Corona auch jedes Jahr in einem besonderen Format. Und als ich eingestiegen bin, 2023, haben sich dann die Kräfte gebündelt, würde ich mal sagen. Nachdem jedes Jahr Kulturfestivals stattgefunden haben und wir ganz nah im Stadtteil drin waren, haben wir dann die Zusammenarbeit mit den Institutionen im Stadtteil gesucht und haben unseren Stadtteil-Song gemacht „Kreyenbrück intakt“, der ja mittlerweile auf YouTube zu sehen ist. Guckt‘s und hört es euch an! Es ist nicht nur ein Song, sondern ein Musikvideo geworden. Und wir haben wirklich mit ich glaube 15 verschiedenen Institutionen im Stadtteil zusammengearbeitet und insgesamt haben sich 200 Menschen beteiligt. Wir haben den Text geschrieben, die Musik hat unser toller Musiker Christian Jakober komponiert. Und dann haben sich Menschen mit Instrumenten, Rap, Gesang beteiligt und eben ganz, ganz, ganz viele Institutionen in der niedrigschwelligeren Art, bei so was mitzumachen, nämlich dem Video und nicht dem Gesang oder dem mit einem bestimmten Instrument. Und daraus schöpfen wir heute noch aus dieser, ja kollektiven Reise, wie wir in Musik und Film den Stadtteil darstellen. Und die Institutionen sind uns bis heute geblieben, die da mitgemacht haben.

Claudia Wronna: Sag noch mal, wo findet man das bei YouTube? Unter welchem Stichwort?

Verena Schweicher: Farbenfroh Kulturfestival Stadtteil-Song „Kreyenbrück intakt.“

Claudia Wronna: Heike, welche Botschaft, welchen Wunsch hättet ihr für die Zukunft?

Heike Schaadt: Angelehnt an das, was David eben gesagt hat, nämlich dass wir froh sind, in diesem Stadtteil zu sein und dass wir auch einen gewissen Stolz haben, in diesem Stadtteil zu arbeiten und zu wirken, wollten wir genau diese Botschaft eigentlich auch von Anfang an reinbringen. Wir haben festgestellt, dass Kultur eigentlich in der Innenstadt stattfindet und in Kreyenbrück inzwischen nichts mehr gelaufen ist. Das Kino weg, irgendwie kein Veranstaltungsraum. Also ganz, ganz schwierig, überhaupt Kultur darzustellen. Und Kreyenbrück ist absolut vielfältig, auch kulturell vielfältig. Und wir haben deswegen als oberstes Ziel uns erstmal gesagt: Wir möchten gerne, dass Kultur mehr im Stadtteil gefördert wird und dass Kultur nach Kreyenbrück gebracht wird und kreyenbrücker Kultur eben da präsentiert wird. Das war unser oberstes Ziel. Darunter summieren sich ganz viele weitere Ziele natürlich, wie zum Beispiel, dass wir mit den Leuten arbeiten wollen. Also nicht über Leute hinweg. Das ist eine ganz, ganz schwierige Sache. Denn wir setzen uns natürlich in der Planungsgruppe zusammen und überlegen und dann zu gucken, wie können wir die Bevölkerung mit einbeziehen und nicht über deren Köpfe hinweg arbeiten. Da haben wir verschiedene partizipative Projekte auch durchgeführt. Gleich 2018 ein Fotoprojekt mit Teilnehmerinnen aus Kreyenbrück, dann ein Kunstprojekt, auf Holztafeln haben ganz viele Leute was gemalt und das haben wir ausgestellt, jetzt den Stadtteilsong. Und im letzten Jahr haben wir an einer Tafel gesessen und haben über das Grundgesetz gemeinsam diskutiert. Und früher waren in den unterschiedlichsten Organisationen schon Diskussionen über den Wert des Grundgesetzes. Und die Aussagen hängen jetzt ganz groß im Stadtteil, so dass man sich weiterhin damit auseinandersetzen kann.

Claudia Wronna: Das hört sich ganz, ganz toll an! Also ich könnte mir vorstellen, dass andere Stadtteile richtig neidisch sind, dass Kreyenbrück so was Tolles hat und sich da vielleicht auch auf den Weg machen wollen würden. Würdet ihr denn mit euren Erfahrungen zur Seite stehen?

Heike Schaadt: Machen wir und stellen wir uns gerne zur Seite. Also wir haben schon mal versucht einen Workshop anzubieten, um so gemeinsam zu besprechen, wie kann Kultur in den unterschiedlichsten Stadtteilen gefördert werden. Es gibt ganz ganz viele Sachen. Alleine schon durch Viertel-Räume in Bloherfelde läuft ganz viel, in Donnerschwee. Also die Stadtteile machen sich auf den Weg und auch die Politik hat in den Koalitions- beziehungsweise in der Kooperationsvereinbarung das als einen Schwerpunkt auch aufgenommen. Das finden wir ganz gut. Also wir wollen nicht irgendwo ein Alleinstellungsmerkmal haben als Kreyenbrück, obwohl das natürlich mit der tollste Stadtteil ist, aber wir möchten gerne natürlich, dass in jedem Stadtteil genau diese Ziele auch durchgeführt werden können, beziehungsweise erreicht werden.

Claudia Wronna: Ich finde, das ist ein ganz, ganz tolles Projekt. Ihr habt richtig Lust gemacht, dass man sich das mal anguckt. Und wann ist das denn jetzt in diesem Jahr der Fall, dass man euch da noch mal besuchen kann beim Kulturfestival?

Heike Schaadt: Also auf jeden Fall beteiligen wir uns immer. Und das zeigt die starke Kooperation beim Stadtteilfest. Das wird von den unterschiedlichsten Organisationen im Kreyenbrücker Stadtteil durchgeführt, alle zwei Jahre, da beteiligen wir uns als fester Bestandteil. Wir arbeiten ganz eng im Stadtteil mit und was weiter wird, wie wir weiter arbeiten, da sind wir noch am Diskutieren. Aber auf jeden Fall haben wir größere Sachen vor. Versuchen aber, ein bisschen Ruhe reinzubringen. Das ist immer ganz schwierig, von Jahr zu Jahr ein Projekt nach dem anderen zu planen. Und wir versuchen jetzt eben ein längerfristiges Projekt.

Claudie Wronna: Bleibt auf jeden Fall so engagiert und so fleißig für die Stadt, für den Stadtteil. Vielen herzlichen Dank für euer Engagement und alles Gute weiterhin.

Heike Schadt, Verena Schweicher, David Kern: Dankeschön! Dankeschön!

Claudia Wronna: Dies war ein Podcast aus der Reihe „hörbar vielfältig.“ Dies ist ein Projekt des Fachdienstes Integration im Amt für Zuwanderung und Integration der Stadt Oldenburg. Aufnehmen durften wir den Podcast in der Freizeitstätte Bürgerfelde und bedanken uns insbesondere bei Nils Naumann und Felix Klostermann für die technische, herzliche und vor allem unkomplizierte Unterstützung. Hört gerne noch in unsere weiteren Podcastfolgen hinein, diese findet ihr hier. »

Zuletzt geändert am 8. Juli 2025