Heuschrecken

Heuschrecken

Auch unter den Heuschrecken lassen sich die Folgen der modernen Landwirtschaft, Industrie und der zunehmenden Flächenversiegelung nicht leugnen. Jede vierte Art der in Europa heimischen Heuschreckenarten ist gefährdet. Eine Besonderheit der Heuschrecken ist zudem, dass einige Arten nur auf sehr speziellen, inselhaften Lebensräumen vorkommen und eine Veränderung dieser Fläche zum direkten Artverlust führen kann.

Heuschrecken sind Allesfresser (omnivor). Im Gegensatz zu vielen anderen Insekten sind sie nicht auf Pflanzen einer bestimmten Gattung oder Familie angewiesen. So sind ihre Rückgänge nicht direkt auf das Fehlen der Futterpflanzen zurückzuführen, sondern auf den Verlust ihrer Lebensräume.

Systematik und bevorzugte Lebensräume

Systematisch werden Heuschrecken in Lang- und Kurzfühlerschrecken unterteilt. Die Kurzfühlerschrecken finden sich oft auf Flächen, welche sich noch im späteren Pionierstadium befinden, da sie schüttere und eher niedrige Fluren bevorzugen.

Eine hohe Vegetation, welche dicht gewachsen ist, beinhaltet ein eher kühles und feuchtes Klima. Die im Krusenbusch lebenden Heuschrecken bevorzugen es warm und trocken mit einer lückigen Pflanzenstruktur.

Blauflügelige Ödlandschrecke

Die wohl schönste im Naturschutzgebiet „Bahndammgelände Krusenbusch“ lebende Heuschrecke ist die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Sie gehört zu den Kurzfühlerschrecken, der Familie der Feldheuschrecken (Acrididae) und westlich der Weser ist hier ihr einziges Vorkommen.

Weibliche Exemplare werden zwischen 20 und 29 Millimeter, Männchen zwischen 13 und 23 Millimeter lang. Der Thorax ist dicker als das Abdomen, dadurch ähnelt ihre Form einem Kegel. In ihrer Farbgebung sind sie variabel (hellgrau bis schwarz), aber meist marmoriert, wodurch sie auf offenen Böden sehr gut getarnt sind.

Flieht eine Blauflüglige Ödlandschrecke, kann man ihre transparent blauen Hinterflügel sehen. Selten können auch Teile der Hinterbeine blau gefärbt sein. Doch bis eine Blauflüglige Ödlandschrecke flieht, muss man sich ihr sehr stark nähern. Erst dann springt sie ruckartig davon und schlägt, kurz bevor sie landet, einen Haken.

Ihre Lebensraumansprüche sind Wärme, Trockenheit und spärliche Vegetation. Eine zu spärliche Krautschicht sorgt jedoch dafür, dass die Eier, welche direkt in den Offenboden gelegt werden, austrocknen. Adulte Tiere siedeln sich gerne auf Magerrasen, Sandgruben oder Kiesgruben an und können dort zwischen Juni und November beobachtet werden.

Das Vorkommen der Blauflügligen Ödlandschrecke im Naturschutzgebiet ist von besonderer Bedeutung und verdeutlicht die Notwendigkeit von Schutzgebieten. Deutschlandweit steht diese Art auf der Vorwarnliste und in Niedersachsen und Bremen ist ihr Vorkommen stark gefährdet (Rote Liste gefährdeter Arten).

Verkannter Grashüpfer

Eine weitere Kurzfühlerschreckenart auf dem Gelände ist der Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis). Auch seine Bestände sind durch anthropogen verursachte Lebensraumveränderungen nicht mehr gesichert (Vorwarnliste deutschlandweit sowie Niedersachen und Bremen).

Weibchen der Unterfamilie der Grashüpfer (Gomphocerinae) werden 20 bis 25 Millimeter lang, Männchen 13 bis 17 Millimeter. Zwischen Juli und November kann man den Gesang der adulten Tiere bis zu zehn Meter weit vernehmen.

Ihre Grundfarbe ist graubräunlich mit senkrecht schwarz-hell gestreiften Seiten. Die Abdomenspitze ist rot gefärbt. Die Unterseite der Heuschrecke ist heller als die Oberseite.

Ebenso wie die Blauflüglige Ödlandschrecke bevorzugt auch der Verkannte Grashüpfer trockene, sandige Böden und Wärme. Auch in Heidelandschaften ist er anzutreffen. Zusammen bilden die beiden Heuschreckenarten eine typische Gemeinschaft auf Magerrasen.

Weitere Heuschrecken-Arten

Heuschrecken durchlaufen oft mehrere Larvenstadien, in denen sie allerdings schon wie eine adulte Heuschrecke aussehen können. Eine Anpassung an die trockene Landschaft mit großen Anteilen offenen Bodens ist, dass sie ihre Farbe bei der Entwicklung des nächsten Larvenstadiums beeinflussen können, um sich so dem Untergrund anzugleichen und so eine perfekte Tarnung zu entwickeln.

Neben diesen beiden Arten gibt es auf dem „Bahndammgelände Krusenbusch“ noch den Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus), den Braunen Grashüpfer (Chorthippus brunneus), die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus), die Gewöhnliche Dornschrecke (Tetrix undulata) und als einzige Langfühlerschreckenart die Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) auf dem Gelände.

Die Gewöhnliche Dornschrecke und die Kurzflüglige Schwertschrecke sind hygrophil. Sie bevorzugen feuchtere Umgebungen und sind auch im Naturschutzgebiet eher in den feuchten Bereichen (süd-westlich) zu finden.

Hier erfahren Sie, welche Wildbienen an den Blüten » auf dem Bahndammgelände Krusenbusch zu finden sind.

Zuletzt geändert am 24. Januar 2024