Tina Cosmai
Die Serie Lùdica von Tina Cosmai erzählt von der Kindheit. Von Erinnerungen, in denen die Zeit des Kindes die Gegenwart überlagert. Schon die Farben der Bilder scheinen aus den Erinnerungen an die Kindheit zu stammen, wobei die dargestellten Spielzeuge eher Ausdruck ihrer Phantasie, als der Realität sind. Fliegende Kegel, Karusselle, Luftballons, zum Himmel aufsteigende Schaukelpferde. Spielzeuge, die mit ihren oft verschwommenen und schattenlosen Farben an jene alten illustrierten Kinderbücher erinnern, die Walter Benjamin Zeit seines Lebens liebevoll sammelte. Er schrieb über diese Bücher und stellte sich einen wechselseitigen Dialog vor. Wissen Sie, wie sich die Konturen dort überall in einem regenbogenartigen Spiel auflösten, wie Himmel und Erde mit durchsichtigen Farbklecksen bestrichen waren, wie die Farben immer über den Dingen schwebten, Geflügel sie ganz gründlich umhüllten und verschlangen. Die Farben waren immer so verschwommen, wie möglich. Sich auflösend. Ganz eintönig. Ohne Übergänge von Licht uns Schatten. Jedes der Bilder von Tina Cosmai verwandelt sich in ein „Als Ob“. Als ob wir tatsächlich in eine magische Flugmaschine gestiegen wären, die uns in die Kindheit zurückversetzt und uns gleichzeitig in eine Gegenwart mit kristallisierter Atmosphäre zieht. Bewegungslos in ihrer Ergründbarkeit und zeitlichen Unentzifferbarkeit, die in einem ihrer Werke mit einem metaphysisch in der Luft schwebenden Ball, der bereit ist durch einen Korbring zu fliegen, den er nie passieren wird. Andererseits ist da das Karussell. Ist es mit seiner ständigen Drehbewegung nicht einfach die Symbolfigur der ewigen Wiederkehr einer Zeit, die sich um sich selbst dreht, ohne jemals einem Ende entgegen zu gehen? Die evokative Kraft des Karussells fasziniert uns mit ihrer tiefen, beruhigenden Unvergänglichkeit. Es ist, als ob sie eine existenziell zeitliche Lücke enthielte, die uns in die Vergangenheit der Erinnerungen eintauchen lässt und sie als Zeichen des Wunderbaren in die Gegenwart zurückbringt.
Lùdica
Unberechenbare Kugelbahnen, freudiges Aufsteigen von Schaukelpferden, ungezügelte Radwege, stimmungsvolle Präsenz von Marionetten und Puppen. Die illusorische Beliebigkeit des spielerischen Universums verbirgt die Regeln, die mit ihren artikulierten und eisernen Strukturen die Welt des Spiels durchdringen. Eine an sich ernste Welt, in der, wie im Alltag, die Willensfreiheit verboten sein sollte und in der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter die korrekte Anwendung der Regeln garantieren sollten. Angesichts des unpersönlichen Meeresbodens beobachten die Menschen unbewusst, ohne jemals zu ahnen, dass sie nichts weiter als Spielzeug in Gottes Händen sind. Fantasie materialisiert sich in der täglichen Träumerei, die uns zurück zu den Wurzeln unserer Kindheit und der gesamten Menschheit führt. Das Spiel der Welt und die Welt des Spiels überschneiden sich in einer immerwährenden Unterhaltung aus Archetypen und Mythen.
Tina Cosmai (Genua, Italien)
Tina Cosmai ist eine italienische Künstlerin, die in Genua lebt. Ihre Fotografie ist eine Forschung über die Einsamkeit und Verwirrung des Menschen in der zeitgenössischen Landschaft. Ihre Werke wurden in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen in Italien und im Ausland ausgestellt sowie in Magazinen veröffentlicht: Il Fotografo, Elle, l'Oeil de la Photographie, ArtsLife, Le Litteraire, Spectaculum Magazine, Photo Magazine, FotoIt und Elle Decor. Ihre Kunstwerke wurden auf großen Kunstmessen ausgestellt: Mia Fair Mailand 2021, 2022 und 2023, Foto London Fair 2023, The Phair Turin 2022, Fotomesse Rotterdam 2022. Das Cesare Pavese gewidmete Projekt La Luna e i Falò ist im Museo Fondazione Pavese, Santo Stefano Belbo, ausgestellt. Mit dem Projekt Manikins gewann sie 2019 den sechsten Fine Art Photography Award und 2021 den New-Post Photography Award auf der Mia Fair in Mailand. Lobende Erwähnung und den 18. Julia Margaret Cameron Award für Fotografinnen gab es 2022 für das Projekt Body Nostalgia. Contrasto veröffentlichte 2022 ihr Buch „Via di Fuga a Mare“. Im Jahr 2023 war sie mit dem Projekt Sostantivo Femminile Finalistin und Gewinnerin des Art save the Food - Preises auf der Mia Fair in Mailand, kuratiert von Claudio Composti. Im Januar 2023 veröffentlichte das Magazin Photo London in Ausgabe 88 eine Monografie über ihre Kunstprojekte.
Zuletzt geändert am 12. September 2024

