Mehr Grün, mehr Platz für Menschen, mehr Klimaresilienz

Warum für eine klimafreundliche Stadtentwicklung 19 Bäume weichen müssen

Die Stadt Oldenburg macht die Untere Nadorster Straße fit für die Zukunft. Wo heute enge Radwege und wenig Raum zum Verweilen sind, entstehen in den kommenden Jahren neue Plätze mit Bäumen, Sitzmöglichkeiten und viel Grün. Ziel ist es, die Straße zu einem Ort zu entwickeln, an dem sich alle – ob zu Fuß, mit dem Rad oder einfach beim Verweilen – wohlfühlen können.

Warum Baumfällungen nötig sind

Damit dieser große Wurf gelingt, müssen zunächst leider 19 Bäume weichen. Das ist keine leichte Entscheidung. Doch ein Gutachten hat klar gezeigt: Viele der Bäume stehen so dicht an den Geh- und Radwegen, dass ihre Wurzeln bei der Umgestaltung der Straße und der unbedingt notwendigen Neuverlegung der in die Jahre gekommenen Versorgungsleitungen unweigerlich beschädigt würden. 

Kanalbau benötigt viel Platz

In der Nadorster Straße liegt nur ein Mischwasserkanal und kein leistungsfähiger Regenwasserkanal. Das will der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband ändern und im Zuge der Umgestaltung nicht nur den Mischwasserkanal ersetzen, sondern auch zusätzlich einen Regenwasserkanal mit Stauraumfunktion verlegen, der die Oberflächenentwässerung erheblich verbessert. Es werden dafür neue Rohrleitungen mit einem Durchmesser von bis zu 1,40 Metern verlegt, was enormen Platzbedarf bedeutet. Die Kanäle werden bis zu einer Tiefe von circa 3,50 Metern eingebaut. Solche Eingriffe schwächen die Bäume erheblich und gefährden am Ende ihre Stand- und Verkehrssicherheit. Aus Verantwortung gegenüber allen Verkehrsteilnehmenden wurde deshalb in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und einer externen Fachplanerin entschieden, diese Fällungen vorzunehmen. Diese Notwendigkeit hatte die Stadtverwaltung den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtgrün, Umwelt und Klima bereits bei einer Ortsbesichtigung am 14. November 2024 verdeutlicht. Bürgerinnen und Bürgern wurden die Planungen am 28. Mai 2025 in einer Informationsveranstaltung vorgestellt.

Sieben Bestandsbäume werden erhalten

Immerhin können im Umgestaltungsbereich sieben Bestandsbäume, die einen größeren Abstand zur Fahrbahn haben, erhalten bleiben. Ein weiterer Baum, der eigentlich erhalten werden sollte, musste wegen Pilzbefalls und mangelnder Standsicherheit gefällt werden. 

Gewinn für das Klima und die Menschen

Was mit der geplanten Fällung von 19 Bäumen auf den ersten Blick nach Verlust aussieht, bringt langfristig einen großen Gewinn: Die „neue“ Nadorster Straße wird im Bereich zwischen „Gertrudenspinne“ und Lambertistraße grüner und klimafreundlicher als je zuvor. Insgesamt entstehen 17 kleine Plätze, die nicht nur Aufenthaltsqualität schaffen, sondern auch Kühlung und Schatten spenden.

Rund 40 neue Bäume werden gepflanzt – darunter widerstandsfähige Arten wie Ahorn, Esche und Ginkgo, die mit den Herausforderungen des Klimawandels besser umgehen können. Anders als bisher erhalten sie moderne unterirdische Baumquartiere, die gesunde Wurzeln und kräftiges Wachstum ermöglichen. Es werden Retentionsflächen geschaffen, in denen Niederschlagswasser gesammelt und zeitverzögert versickert. Unterhalb der neuen Gehölzpflanzungen sind Baumrigolen vorgesehen, um das Regenwassermanagement weiter zu verbessern. Damit entstehen stabile, langlebige Bäume, die den Straßenraum über Generationen prägen werden. Zudem werden in den Bereichen der Fahrrad- und PKW-Stellplätze versickerungsfähige Materialien eingesetzt. 

Die Kombination aus neuem Grün, mehr Platz für Menschen und sicheren Radwegen soll die Nadorster Straße zu einem Vorzeigeprojekt für klimafreundliche Stadtentwicklung machen.

Die „neue“ Nadorster Straße auf einen Blick:

  • 40 neue Bäume – klimaresilient und langlebig
  • 17 neue Plätze – mit Sitzgelegenheiten, Schatten und Raum für Begegnungen
  • Sichere, moderne Radwege – für mehr Komfort und Sicherheit im Alltag
  • Unterirdische Baumquartiere – für gesunde Wurzeln und kräftiges Wachstum
  • Spürbare Abkühlung im Sommer – durch mehr Grün und Schatten

Wie es weitergeht

  • Ab 2026: Beginn der Erneuerung der Versorgungsleitungen in den Nebenanlagen.
  • Ab 2027: Start des Ausbaus der Fahrbahn und Nebenanlagen.
  • Schritt für Schritt: Entstehung neuer Plätze und Aufenthaltsbereiche.

Was bisher passiert ist

Im Jahr 2016 wurde das Sanierungsgebiet „Untere Nadorster Straße“ » in die Städtebauförderung aufgenommen. Im Mai 2019 hat der Rat der Stadt Oldenburg den Rahmenplan für das Sanierungsgebiet beschlossen. Definiertes Ziel war es, ein attraktives Stadtteilzentrum mit höherer Aufenthaltsqualität zu schaffen („Straße der kleinen Plätze“). Ein Wettbewerb 2020 ergab den Siegerentwurf der Büros SHP Ingenieure und nsp landschaftsarchitekten stadtplaner. Nach Umplanungen und Beteiligung von Politik und Werbegemeinschaft wurde der Entwurf zuletzt im Mai 2025 angepasst, unter anderem durch die Berücksichtigung von mehr Parkplätzen (13 statt 10) und einer zusätzlichen Ladezone. Die Baukosten belaufen sich auf rund 5,82 Millionen Euro, finanziert zu gleichen Teilen von Bund, Land und Kommune.

Die Stadt Oldenburg lädt alle Bürgerinnen und Bürger ein, diesen Wandel mitzugestalten und die „neue“ Nadorster Straße nach Fertigstellung als lebendigen, grünen Stadtraum neu zu entdecken.

Zuletzt geändert am 12. September 2025