Gemeinschaftliche Wärmeversorgung im Quartier
Gebäude klimafreundlich und energieeffizient beheizen
Wärmeversorgung mit Kalter Nahwärme in Bestandsquartieren
Mit welcher Technik können Oldenburger Gebäude zukünftig im Einklang mit den Klimazielen von Stadt, Land und Bund beheizt werden? Wie gelingt der Umbau in eine umweltfreundliche und klimaneutrale Wärmeversorgung? Müssen ältere Bestandsgebäude erst eine bessere Wärmedämmung erhalten? Diese und ähnliche Fragen stellen sich viele Bürgerinnen und Bürger. Die Stadt Oldenburg bietet daher in Zusammenhang mit der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung Informationen und Unterstützung an.
Was sind kalte Nahwärmenetze?
Kalte Nahwärmenetze nutzen Erdwärme (oberflächennahe Geothermie), um Gebäuden Wärme mit niedriger Temperatur über ein Wärmenetz zur Verfügung zu stellen. Mit Hilfe von Erdwärmesonden wird Wärme aufgenommen und in das angeschlossene Verteilnetz übertragen. Für die Erdwärmesonden sind Tiefenbohrungen von etwa 100 bis 300 Meter Tiefe gebräuchlich. Alle Erdsonden werden an das mit einer Soleflüssigkeit befüllte Wärmeverteilnetz angeschlossen und stellen Wärme mit niedriger Temperatur zur Verfügung.
Die zu versorgenden Gebäude werden über eine Stichleitung an das Wärmeverteilnetz angeschlossen. Die Netztemperatur beträgt im Jahresverlauf nur etwa 8 bis 15 Grad Celsius. Diese niedrige Temperatur reicht aus, um die Wärme für die in den Gebäuden installierten Wärmepumpen zu liefern. Die gewünschte Heiztemperatur wird somit erst individuell und energieeffizient im Gebäude zur Verfügung gesellt
Die Nutzung oberflächennaher Geothermie mit Hilfe von Wärmepumpen ist seit Jahrzehnten – insbesondere in Neubaugebieten - gängige Praxis. In Bestandsquartieren sind mittlerweile ebenfalls etliche Projekte in Deutschland umgesetzt worden. Insbesondere in Hinblick auf die Notwendigkeit von neue Wärmeversorgungslösungen für Bestandsquartiere wird kalten Nahwärmenetzen eine große Bedeutung beigemessen.
Was ist der Unterschied zu herkömmlichen Wärmenetzen?
Kalte Nahwärmenetze unterscheiden sich von herkömmlichen Wärmenetzen (Nahwärme) durch eine deutlich geringere Temperatur im Wärmeverteilnetz. Somit kommen ungedämmte Kunststoffleitungen zum Einsatz, ohne das Wärmeverluste im Verteilungsnetz entstehen. Vielmehr ergeben sich im Jahresverlauf sogar Wärmegewinne, da die in etwa ein Meter Tiefe verlegten Wärmeleitungen Wärme aus dem Erdreich aufnehmen.
Je nach Standort und Umgebung können neben Erdwärmesonden zudem weitere Wärmequellen (z.B. gewerbliche Kälteanlagen oder Abwärme) in Betracht kommen und Wärme in das kalte Wärmenetz einspeisen.
Besteht durch die Nutzung kalter Nahwärme eine Abhängigkeit von anderen?
Für den Anschluss an das Kalte Nahwärmenetz wird seitens der Betreiberin des Netzes eine vertragliche Vereinbarung angeboten werden. Diese Vereinbarung wird typischerweise die Punkte einmalige Anschlusskosten, leistungsabhängiger Grundpreis, Mindestvertragslaufzeit und weiteres enthalten. Die verbrauchsunabhängigen Kosten sind damit sehr gut kalkulierbar.
Die Stromkosten durch den Betrieb der Wärmepumpe bestimmen die Kunden demgegenüber selbst. Die Stromkosten können somit eigenständig durch den Gebäudewärmeschutz, den Betrieb der Wärmepumpe sowie durch den Einsatz einer Photovoltaikanlage gestaltet werden.
Wie sind kalte Nahwärmenetze aufgebaut?
Das Gesamtsystem Kalte Nahwärme besteht im Wesentlichen aus drei Bestandteilen:
- eine erneuerbare Wärmequelle – vorrangig oberflächennahe Geothermie (max. 400 tiefe Erdsonden)
- den Kunststoffrohrleitungen des Nahwärmenetzes, den Hausanschlussleitungen und Übergabestationen in den Gebäuden
- den Wärmepumpen mit üblicher Ausstattung für Heizung und Warmwasserbereitung in den Gebäuden.
Was sind die Vorteile?
Gegenüber Einzelversorgungslösungen bietet die Wärmeversorgung über ein kaltes Nahwärmenetz mehrere Vorteile. Dazu zählen:
- Kostenvorteile bei Genehmigungsverfahren, dem Bohren der Erdsonden, durch eine größere Anzahl von Hausanschlüssen und Einkauf von Wärmepumpen
- Kostenvorteile durch ein kaltes Versorgungsnetz: keine Rohrisolierung, Wärmegewinne über das Erdreich
- Qualitätssicherung und Risikominimierung durch professionelle Planung und bauliche Umsetzung
- Flexibilität: Kalte Nahwärmenetze können nach Bedarf erweitert oder zu einem späteren Zeitpunkt auch miteinander verbunden werden.
- Vermeidung von Flächenkonkurrenz und Lärmemissionen: Außerhalb der Gebäude sind keine oberirdischen Installationen erforderlich.
- Investition in eine sichere und langlebige Infrastruktur durch ein Unternehmen, eine Nachbarschaft oder Energie-Genossenschaft, die durch monatliche Raten gut kalkulierbar refinanziert wird.
- Mit dem Anschluss an ein kaltes Nahwärmenetz und dem Einbau einer elektrischen Sole-Wasser-Wärmepumpe im Gebäude werden die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zur Nutzung von mindestens 65 Prozent-Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung erfüllt (§71, GEG, 01/2024).
- Lokales Beratungsangebot für eine bürgernahe Versorgung und somit auch eine erhebliche zeitliche Entlastung von eigenem Planungsaufwand.
Was sind die Voraussetzungen für den Bau und die Nutzung kalter Nahwärmenetze?
Die Errichtung Kalter Nahwärmenetze im bebauten städtischen Raum erfordert zunächst eine Projektträgerin, die Bereit ist ein solches Netz zu planen, zu bauen und zu betreiben. Hierfür kommen verschiedene Unternehmensformen und Beteiligungen, auch von Privatpersonen und Nachbarschaften in Betracht. Die Unternehmensform und Projektgröße haben zudem erheblichen Einfluss auf die Investitionskosten, die individuellen Anschlusskosten und finanzielle Fördermöglichkeiten der Betreiberin und der Kunden.
Der Projektträgerin kommt die Aufgabe zu, die genehmigungsrechtlichen Belange und Genehmigungen einzuholen. Dafür sind als Grundvoraussetzung eine geeignete Fläche und deren Verfügbarkeit für den Einbau von Erdwärmesonden abzuklären. Da geeignete private Flächen hier nur in geringerem Umfang zur Verfügung stehen werden, bietet es sich grundsätzlich an, Erdsonden und Verteilnetz, ähnlich wie andere Versorgungsleitungen nach Möglichkeit im öffentlichen Straßenraum zu verbauen. Ob die Stadt Oldenburg eine Gestattung für eine langfristige Nutzung zustimmen kann hängt von mehreren Faktoren ab.
Welche Unterstützung gibt es von der Stadt Oldenburg?
Der Fachdienst Klimaschutz bietet Nahwärme-Initiativen/Nachbarschaftsgruppen Unterstützung an, zum Beispiel:
- Beratung und Information über technische Lösungen und zur weiteren Vorgehensweise
- Ersteinschätzungen zum Wärmebedarf
- Vermittlung von Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern
- Mitwirkung bei, beziehungsweise auf Anfrage, der Durchführung von Quartiersversammlungen
- Finanzielle Unterstützung: für die Erstellung von technisch-wirtschaftlichen Voruntersuchungen, für die professionelle Moderation sich neu findender Nahwärme-Initiativen sowie für Gründungs-Erstberatungen
Mehr erfahren
Aktuelles zum Thema Klimaschutz in Oldenburg sind auf den Seiten zum Klimaschutz » zu finden.
Fragen zum Thema Nahwärme können gerne per Mail an waermewende[at]stadt-oldenburg.de gerichtet werden. Ansprechpartner ist Reiner Dunker, Telefon: 0441 235-3244.
Zuletzt geändert am 15. Mai 2025