Mitschrift zur Podcast Episode 9

Podcast zur Jubiläumsaktion 15 Jahre Integrationspreis

Claudia Wronna: Herzlich willkommen zu unserem Podcast „hörbar vielfältig“, den wir anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Integrationspreises der Stadt Oldenburg aufgenommen haben. In den 15 Jahren sind zahlreiche Projekte, Vereine und Initiativen mit diesem Preis ausgezeichnet und gewürdigt worden und wir wollen euch eine große Anzahl davon vorstellen. Wir haben nachgefragt, wofür sie damals den Integrationspreis gewonnen haben, was für besondere Erlebnisse bei Ihnen hängengeblieben sind und wie es ihnen heute geht. Wenn euch also interessiert, was Oldenburg zwischen 2010 und 2025 an Projekten ausgemacht hat, die sich für Chancengleichheit und Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie für solidarisches Miteinander einsetzen, dann horcht rein in die jeweils circa zehnminütigen Podcasts von „hörbar vielfältig.“ Viel Spaß dabei.

Claudia Wronna: Hallo und herzlich willkommen! Heute habe ich drei Gäste hier bei mir zu Gast, die 2020 den Oldenburger Integrationspreis bekommen haben für das Projekt „Ausbildung 1+2 – starten mit Erfolg. Hier bei mir sind Ernst Jünke vom Verein pro:connect, Heiner Paffenholz von der IHK und Oliver Pundt von der BBS Wechloy, alles hier in Oldenburg. Schön, dass Sie da sind. Erst mal kurz zu Ihnen: Was machen Sie? Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen, Herr Paffenholz?

Heiner Paffenholz: Ja, danke. Sie haben es ja schon in der Vorstellung gesagt: ich komme von der IHK, leitet dort den Bereich Fachkräfteberatung. Und genau über diese Schiene ist es eigentlich zu diesem Projekt gekommen. Wir haben durch die Flüchtlingswelle, die 2015 ja bekanntlich Deutschland erreichte, auch bei uns in der Region viele geflüchtete Menschen gehabt und haben dann auch sehr schnell mit Unternehmen zusammen dafür gesorgt, dass auch welche in Ausbildung kommen und haben uns das ehrlich gesagt einfacher vorgestellt. Wir mussten ja alle lernen damals. Und in der Quintessenz war es so, dass mich Betriebe irgendwann anriefen und sagten: „Herr Paffenholz, das funktioniert nicht. Wir haben die zwar in der Ausbildung, im Betrieb funktioniert es auch, weil wir da mit Händen und Füßen reden können. Aber in der Berufsschule kommen die jungen Menschen leider nicht mit, weil da gibt es eine andere Sprache. Es kommt Berufssprache hinzu und und und. Es gibt also eine Reihe von Problemen und so kann es nicht weitergehen. Wir sehen, dass wir Abbrüche zu verzeichnen haben, wir sehen, dass das Ziel nicht erreicht werden kann. Haben Sie eine Idee, was man da machen kann?“ Und unsere Idee war eben: Wir müssen etwas schaffen, wo wir Sprachförderung und sonstige Förderung mit Berufsausbildung verzahnen und nicht sozusagen einen Baustein auf den anderen setzen. Verstehen Sie die? Die Ausgangslage war eben die: es wurde gesehen: dir fehlt es an Deutsch im Unterricht in der Berufsbildenden Schule. Du musst noch einen Deutschkurs belegen. Ja, wann denn? Die Ausbildung läuft schon 40 Stunden die Woche. So, dann wurde festgestellt: Rechnen kannst du auch nicht richtig. Dann musst du noch AbH machen, Ausbildungsbegleitende Hilfen und dann noch mal dir Nachhilfe holen. Und so weiter. Das ist eine Überforderung sondergleichen gewesen. Und unsere Überlegung war eben die Verzahnung und zwar dort, wo die Kompetenzen dafür sind. Und das sind die berufsbildenden Schulen.

Claudia Wronna: Und auf welche Ausbildungsberufe haben Sie sich da konzentriert?

Heiner Paffenholz: Wir haben uns dann zunächst mal entschlossen, 2-jährige Ausbildungsberufe zu nehmen, da sie ohnehin theoriereduziert sind und haben uns dann aber an dem regionalen Fachkräftebedarf orientiert. Haben Unternehmen auch gefragt und haben dann festgestellt: gut, im Verkauf gibt es Bedarf. Es gibt aber auch in der Logistik Bedarf, zum Beispiel eben im Lager. Da haben wir diese beiden 2-jährigen Ausbildungsberufe Verkäufer / Verkäuferin und Fachlagerist/Fachlageristin. Und auf die haben wir uns dann konzentriert.

Claudia Wronna: Herr Jünke, welchen Part hat denn der Verein pro:connect dabei? Und das hört sich alles danach an, als wären da ganz viele zwischenmenschliche Beziehungen entstanden und vielleicht auch ein paar nette Momente. Können Sie dazu was sagen?

Ernst Jünke: Also der Verein pro:connect hat das Ziel, Menschen zu begleiten in sozialversicherungspflichtige Arbeit, beziehungsweise in Ausbildung und damit auch einen Beitrag zu einer gelungenen Integration zu bieten. Und das ist nicht nur ich sage mal das Fachberufliche, sondern das ist der ganze Mensch, der es gibt genügend Herausforderungen, die über den eigentlichen Beruf hinausgehen. Ob das ein schlechter Handyvertrag ist, ob das wirklich der Aufenthaltstitel ist, der wieder zu Ende geht und so weiter. Also das ist so das, was mich antreibt. Mit Menschen drumherum – und da gibt es genügend, hier sitzen zwei – diese Aufgabe zu übernehmen. 

Claudia Wronna: Und wie ich weiß, ist das nicht die einzige Erfolgsgeschichte, sondern insgesamt ist das ganze Projekt sehr, sehr erfolgreich nicht nur gestartet, sondern es läuft immer noch erfolgreich. Herr Pundt, was denken Sie, was hat das Projekt so erfolgreich gemacht?

Oliver Pundt: Ja, ich glaube, das ist das ganz Besondere an diesem Projekt, dass wir nicht hinten raus reparieren und gucken: oh, da kann jemand was nicht und deswegen muss er zusätzlich noch was lernen, wie Herr Paffenholz grad eben gesagt hat, sondern wir fangen vorne an und bauen eigentlich auf. Also wir bleiben positiv und schaffen Erfolg. Und das spricht sich rum. Das führt dazu, dass wir jedes Jahr 10 bis 15 erfolgreiche Ausbildungsabschlüsse haben und vor allen Dingen nicht nur die Ausbildung erfolgreich abschließen, sondern alle danach auch wieder in die Arbeit bringen. Das heißt, die meisten werden von ihren Betrieben übernommen, bei denen sie die Ausbildung gemacht haben. Das ist ein toller Erfolg.

Claudia Wronna: Ja, sie haben eine hohe Erfolgsquote, also eine hohe Übernahmequote dann auch.

Oliver Pundt: Ja, ich glaube, das macht es auch besonders. Also jede Schule hat einen riesen Pott an Menschen und da sind ganz viele, die auch Sprachprobleme haben und Unterstützung brauchen. Und dieses Projekt bietet das im Zusammenschluss von uns drei Partnern und ich glaube, das ist so eine Garantie für den Erfolg. Wenn man Menschen unterstützt und ihnen in ihrer Individualität hilft, dann kann man so was stemmen und dann kann man auch Integration erfolgreich gestalten.

Claudia Wronna: Das klingt aber auch danach, dass Sie alle da mit sehr viel Herzblut rangehen. Und ich glaube, das braucht es auch für so ein Projekt. Herr Paffenholz, vielleicht Sie noch mal zum Schluss: Welche Botschaft, welchen Wunsch haben Sie für die Zukunft?

Heiner Paffenholz: Na ja, ich schließe da an den Erfolgszahlen eigentlich an. Wir wussten ja auch nicht, wie wird das laufen? Und wir sehen natürlich, dass wir im Grunde genommen fast alle Menschen, die ein solches Ausbildungsmodell durchlaufen, Erfolg haben und dann auch in einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit landen. Und das ist das, was wir erreichen wollen. Und unser Ziel ist natürlich gemeinsam, dass wir noch mehr Menschen dieses Ziel ermöglichen und dass wir diese Hilfe anbieten und diese Unterstützung. Denn das ist nichts anderes als ein Unterstützungssystem, was wir da aufgebaut haben. Was natürlich Geld kostet, das ist klar. Und unser Wunsch wäre es, dass wir das Ausrollen über die bereits genannten Berufe hinaus: weitere Berufe, aber auch in weiteren Regionen, zumindest im Land Niedersachsen das Ganze anbieten können. Also dann nicht mehr wir, sondern dort in den jeweiligen Regionen die berufsbildenden Schulen zusammen mit anderen Partnern und den dort zuständigen Kammern das dann machen. Das wäre unser großer Wunsch, weil wir einfach sehen, es kommt den Menschen, die zu uns gekommen sind, zugute. Und damit kommt es aber auch uns zugute. Denn die Menschen sind, wie gesagt, in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung und zahlen Steuern, zahlen in die Sozialsysteme ein und müssen nicht durch andere Unterstützungssysteme finanziell am Leben gehalten werden.

Claudia Wronna: Genau damit ist es eine Win-Win-Situation, sowohl für die Zugewanderten als auch für die Aufnahmegesellschaft hier. Wir brauchen Fachkräfte und dafür ist Ihr Projekt ganz hervorragend geeignet. Und ja, schön, dass Sie hier waren.

Heiner Paffenholz: Vielen Dank.

Ernst Jünke: Danke schön.

Oliver Pundt: Danke.

Claudia Wronna: Dies war ein Podcast aus der Reihe „hörbar vielfältig.“ Dies ist ein Projekt des Fachdienstes Integration im Amt für Zuwanderung und Integration der Stadt Oldenburg. Aufnehmen durften wir den Podcast in der Freizeitstätte Bürgerfelde und bedanken uns insbesondere bei Nils Naumann und Felix Klostermann für die technische, herzliche und vor allem unkomplizierte Unterstützung. Hört gerne noch in unsere weiteren Podcastfolgen hinein, diese findet ihr hier. »

Zuletzt geändert am 8. Juli 2025