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Auf dem Gelände der Alten Fleiwa entsteht das Innovationsquartier Oldenburg (IQON). Geschäftsführer Torsten Schröder berichtet vom aktuellen Stand der Planungen. Seine Vision: das IQON als neuer Digitalisierungsleuchtturm des Nordens.

Ein Kaffee mit: Torsten Schröder

Herr Schröder, welchen Aufgaben widmen Sie sich als Geschäftsführer des IQON?

Vor allem der Co-Innovation, Quartiersgestaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Hier kann ich meine langjährige Erfahrung in der Unternehmensentwicklung einbringen. Mein Mitgeschäftsführer Jürgen Niehaus koordiniert unsere Bauvorhaben und die damit verbundenen Förderungen. So arbeiten wir Hand in Hand für ein gemeinsames Ziel.

Apropos Bauvorhaben: Wie ist hier der Stand?

Wir haben bereits ein Bestandsgebäude in der Industriestraße 11 erworben und modernisiert, das nun ein Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und mehrere Abteilungen der Uni Oldenburg beherbergt. Zudem haben wir ein Grundstück für den Neubau erworben. Der Spatenstich ist für Mitte 2026 geplant, danach folgen etwa drei Jahre Bauzeit. Der zugehörige Architekturwettbewerb beginnt in Kürze und wird bis zum Sommer laufen. Zusätzlich sind wir im Austausch mit der Stadt, wie die Aufenthaltsqualität im Quartier weiter gesteigert werden kann.

Bei der Entwicklung des IQON spielen auch innovative Raumnutzungskonzepte eine Rolle. Wie sollen die aussehen?

Wir werden mit sogenannten Compartments arbeiten. Das sind bis zu 300 Quadratmeter große, autarke Räume mit eigener Versorgung und eigenem Schließsystem. Ihre Ausgestaltung ist vom Projekttyp abhängig. Für Softwareentwicklung sind etwa eine Kreativecke und Ruhezonen zum Programmieren nötig. Wer mit Drohnen arbeitet, braucht eine Werkstatt. Die Compartments werden sich zum Teil nach außen öffnen lassen – ein Schaufenster, durch das die Öffentlichkeit partizipieren kann. Soweit die Theorie. Für die Praxis müssen wir Erfahrungen sammeln. Im Laufe dieses Jahres richten wir Test-Compartments ein, in denen wir mit Unternehmen die Zusammenarbeit an Projekten neu denken. Ich entwickle derzeit Kommunikationskonzepte, um die Bürgerinnen und Bürger in unser Tun einzubinden.

Ganz nach dem Motto: Tue Gutes und sprich darüber?

Ganz genau! Wir Oldenburger sind in vielen Dingen, die wir gut können, noch zu leise. Wir sind zum Beispiel europaweit führend in der Energieinformatik. Das weiß nur kaum jemand. Im letzten halben Jahr habe ich in Veranstaltungen und Netzwerkarbeit auf unsere Pläne aufmerksam gemacht. Unser Bauvorhaben ist mit 63 Millionen Euro Fördersumme immerhin das zurzeit größte vom Bund finanzierte IT- Bauprojekt Deutschlands. Wurde ich anfangs noch gefragt, was IQON ist, erhalte ich heute regelmäßig Anfragen von Firmen, die mitmachen wollen. Es ist schön zu sehen, dass genau hier, wo vor 100 Jahren noch einer der fortschrittlichsten Fleischverarbeitungsbetriebe Europas war, der Innovationsgedanke von damals weiterlebt.

Welche Unternehmen können im IQON innovieren?

Alle technologieorientierten, innovationsfreudigen Firmen, unabhängig von ihrer Größe – getreu dem Motto: „Innovation ist Wirtschaft von morgen“. Neben Wissenstransfer und Zugang zu Spitzenforschung bieten wir ein wertvolles Netzwerk. Kooperationen können projektspezifisch oder langfristig angelegt sein. Für Firmen, die innovieren wollen, aber nach Möglichkeiten der Umsetzung suchen, sind Workshops geplant. Hierbei fokussieren wir uns auf die schnelle Generierung erster prototypischer Ergebnisse, die dann von den Unternehmen und deren Partnern weiterentwickelt werden.

Was ist das Besondere am IQON gegenüber anderen Innovationsquartieren?

Sein Gesellschafterkonstrukt. Schon vor 35 Jahren hatten Hochschulprofessoren das Bestreben, stärker mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Daraus entstand das OFFIS-Institut. Unsere vier Gesellschafter – Uni Oldenburg, OFFIS und DLR sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) – denken dieses Erfolgskonzept weiter. Unser Wertangebot ist breites, tiefgreifendes Wissen, das in die Wirtschaft einfließt. So entstehen KI-gestützte 3D-Drucker, Exoskelette für Handwerker oder Simulationen von Produktionsanlagen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Ein weiterer Schwerpunkt ist vertrauenswürdige KI und das Zusammenspiel von Gesellschaft und IT.

Blicken wir zehn, fünfzehn Jahre voraus: Welche Vision haben Sie für das IQON?

Ich möchte auf einen belebten Platz schauen, auf dem Eltern mit Kindern spazieren gehen, innovative Spielgeräte ausprobieren und Simulatoren bestaunen. Es soll ein Treffpunkt für alle sein, der zugleich Mittelpunkt der Innovation ist. Jedes technologieorientierte Unternehmen soll wissen, wo es anklopfen kann, wenn es innovieren will. Nämlich beim IQON – dem Digitalisierungsleuchtturm des Nordens.

Zur Person

Nach 25 Jahren in der freien Wirtschaft ist Torsten Schröder seit August 2024 Geschäftsführer der Innovationsquartier Oldenburg GmbH. Der Informatiker bildet eine Doppelspitze mit Jürgen Niehaus, der bereits seit Gründung der Gesellschaft Mitte 2022 Teil der Geschäftsführung ist.

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Zuletzt geändert am 16. Juni 2025