Die Bedeutung der Moderation

Was macht eine Moderation wirklich gut? Uli Hagemeier über Haltung, Vorbereitung und den Mut, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Menschen im Dialog

Herr Hagemeier, was macht eine gute Moderation aus?

Als Moderator muss ich ein guter Gastgeber sein. Das bedeutet, eine Atmosphäre zu schaffen, die an die Lebenswelt der Gäste anknüpft, und in der sie sich wohl und inspiriert fühlen. Dazu muss ich wissen, wer im Publikum sitzt, welche Erwartungen bestehen und mit welchen Botschaften ich die Leute erreiche. Ich möchte die Gäste einbinden, ihre Ideen hören. Die Denkweise, dass die Klugen auf dem Podium sitzen und ihnen die anderen nur zuhören, missfällt mir.

Wie beeinflusst die Moderation, ob sich Menschen wirklich vernetzen und Kooperationen entstehen?

Stark. Im Idealfall hilft sie, Kontakte aufzubauen, Impulse mitzunehmen oder sogar mit anderen Gästen bereits ins Arbeiten zu kommen. Dafür muss im Vorfeld klar sein, was erreicht werden soll.

Welche Fehler erleben Sie bei Veranstaltungen am häufigsten – und wie kann eine gute Moderation sie vermeiden?

Ein häufiger Fehler ist, jede Veranstaltung nach dem gleichen Muster ablaufen zu lassen. Ebenso problematisch: zu viele Gäste auf dem Podium und zu wenig Zeit für sie. Und nicht zuletzt: Man schafft es nicht, das Publikum ins Geschehen einzubeziehen. Auch beim Veranstaltungsort, bei der Zeit und bei der Formulierung des Themas kann man viel falsch machen. Gute Planung ist hier die halbe Miete.

Stichwort Planung: Wie sollten hier Moderation und Veranstalter zusammenarbeiten?

Ich verstehe mich als Berater des Veranstalters. Schon im Vorfeld stelle ich viele Fragen. Aus den Antworten entwickle ich ein Konzept, das zum Publikum, zum Thema und zum Veranstalter passt. Gemeinsam entscheiden wir anschließend, ob das der richtige Weg ist, um möglichst viele Menschen anzusprechen und die Botschaft des Veranstalters zu vermitteln.

Kann man lernen, gut zu moderieren?

Natürlich. Ich biete selbst Moderationstrainings an. Dabei geht es darum, wie eine Veranstaltung geplant und aufgebaut wird, wie ich Gesprächspartner auswähle und vorbereite, wie ich Interviews führe. In meinen Seminaren sprechen wir auch darüber, welchen Stellenwert etwa der Veranstaltungsort, die Technik und das Setting insgesamt haben.

Was fasziniert Sie persönlich an der Rolle des Moderators?

Ich möchte Menschen miteinander in Verbindung bringen. Ein Beispiel: Bei einer Veranstaltung im CORE zum Thema Netzwerken habe ich die Anwesenden zu Beginn aufgefordert, sich jemanden in ihrer Nähe zu suchen, den sie nicht kennen, und ihr oder ihm zu erzählen, welche unerwartete Begegnung mit einem Menschen ihr Leben bereichert hat. Nach kurzem Schweigen entstanden intensive Gespräche – so lebendig, dass ich Mühe hatte, überhaupt wieder Gehör zu finden. Genau das ist für mich gute Moderation: wenn Menschen miteinander in echten Dialog kommen. Dann macht es mir Spaß.

Zur Person

Nach über 20 Jahren als Journalist – unter anderem bei der Nordwest-Mediengruppe und zuvor als Chefredakteur der Allgäuer Zeitung – hat sich Uli Hagemeier (53) 2025 als Moderator und Moderationstrainer selbstständig gemacht.

Interview aus CHANCEN-Magazin

Das obige Interview wurde für den Hauptartikel „Die neue Lust am Netzwerken“ in unserem Wirtschaftsmagazin CHANCEN 3/25 geführt. Das komplette Magazin finden Sie hier. »

Nach oben

Zuletzt geändert am 3. November 2025