Ausstellung 100 Jahre Griffelkunst
Jubiläumsausstellung 6. bis 29. November 2025
In der Artothek Oldenburg wird vom 6. bis 29. November 2025 die Ausstellung mit den Jubiläumseditionen der Griffelkunst-Vereinigung präsentiert, zu der alle Kunstinteressierten herzlich eingeladen sind. Als Ort der Begegnung mit originalen Kunstwerken fördert die Griffelkunst seit 1925 die Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Kunst und unterstützt durch die Produktion der Editionen renommierte und aufstrebende Künstlerinnen und Künstler. Aus Anlass des 100jährigen Bestehens der Griffelkunst-Vereinigung hat eine hochkarätig besetzte Jury dieses Jahr besondere zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die Druckgrafiken zu gestalten. Diese werden nun in der Artothek Oldenburg und an weiteren Ausstellungsorten in ganz Deutschland präsentiert.
„In diesem Jahr feiert der Griffelkunstverein sein 100jähriges Bestehen und die Artothek Oldenburg, die seit 1992 Mitglied ist und 260 Druckgrafiken der Griffelkunst in ihrem Sammlungsbestand hat, feiert mit. In der Ausstellung wird die Jubiläumsedition präsentiert und eine Auswahl von Horst Janssen Druckgrafiken, da das Horst-Janssen-Museum zum Jubiläum den Katalog ´Horst Janssen und die Griffelkunst´ herausgegeben hat. Beide Ausstellungen ergänzen sich auf wunderbare Weise und haben das gemeinsame Ziel, Menschen für die Bildende Kunst zu begeistern“, freut sich Artotheksleiterin Dr. Sabine Isensee.
Technische Bandbreite
In der Jubiläumsausstellung sind insgesamt 66 Druckgrafiken von 16 Künstlerinnen und Künstlern zu erleben, die sich mit der technischen Bandbreite von Linolschnitt, Fotografie, Siebdruck, Lithografie, Radierung, Holzdruck, Offset bis hin einem handbemalten Wandteller aus Porzellan befassen. Die in Berlin lebende Zeichnerin Ambra Durante beschäftigt sich in ihrer minuziösen Linolschnitt-Serie mit figürlichen Motiven, die innere Zustände zwischen Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit visualisieren. Jochen Lempert, der vielfach ausgezeichnete Hamburger Künstler, zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien, in denen er Nebensächliches in der Natur aufspürt, das wunderschön poetisch sein kann, auch ohne bildästhetische Verfremdung. Der britische Künstler Jeremy Deller, der 2004 den Turner Preis gewann und 2013 einen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielte, hat Farbsiebdrucke mit Texten entworfen, die mit Witz und Ironie die ganze Bandbreite seiner Arbeit aufzeigen, in denen er Kunst, Politik und Alltagskultur reflektierend verbindet.
Die Druckgrafiken
Das Bremer Künstlerkollektiv Olav Westphalen und Samuel Nyholm (Vega) hat Bildgeschichten rund um die Griffelkunst gezeichnet, in denen verschiedene Bildsprachen und Kunststile in einem wilden Mix aufeinandertreffen. Simon Denny ist ein neuseeländischer Künstler, der eine Professur für Zeitbezogene Medien an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg innehat. In seiner Grafikserie „Output“ führt er die Geschichte technologiefreundlicher Kunstbewegungen verschiedener Epochen vom Futurismus bis zur frühen Avantgarde zusammen. Sechs Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 1920er-Jahren spiegeln den Geist dieser Zeit eindrucksvoll wider. Technische Entwicklungen, Fortschrittglauben, die Blütezeit von Kunst und Kultur oder das neue, selbstbewusste Frauenbild in der Weimarer Republik sind authentische Themen der Serie. Die Londoner Künstlerin Emma Talbot hingegen lässt in ihrem poetischen Linolschnitt „When Dreams Take Flight“ das Zwischenreich von Mensch und Mythos erfahrbar werden. Jonathan Meese, der mit seiner provokativen Kunst zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart zählt, hat eine Lithografie mit dem Porträt seiner Mutter Brigitte und eine Serie von Geburtstags-Postern für die Griffelkunst geschaffen.
Die Berliner Künstlerin Sabine Hornig hat eine Glasarbeit mit einem gedruckten Porträt von Petra Kelly entworfen, das einen Detailausschnitt aus der monumentalen Glasfassade des Café Schadow zeigt, das gerade im Berliner Regierungsviertel entsteht. Der Leipziger Künstler David Schnell hat Lithografie und Siebdruck kombiniert und mit lasierenden Farben geometrische Formen gedruckt, die sich nuancenreich zu einem Spiel von Farbflächen vermischen und einen kaleidoskopartigen Echoraum bilden. Die belgische Künstlerin Edith Dekyndt arbeitet mit Materialien, denen Vergänglichkeit eingeschrieben ist. So hat sie für ihren Siebdruck echtes Blut auf kariertes Transparentpapier gedruckt, wodurch ein Werk mit wissenschaftlicher Präzision und poetischer Wirkung entstanden ist.
Besondere Objekte zum 100. Geburtstag hat der Künstler Stefan Marx in den Werkstätten der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin kreiert. Er hat Wandteller mit grüner Farbe von Hand bemalt und mit gestischem Pinselduktus das Wort „Exit“ als Negativform ausgespart. Von dem international renommierten Bildhauer Stephan Balkenhol ist ein stimmungsvoller Holzschnitt zu sehen, der einen jungen Schwimmer zur Blauen Stunde im Wasser zeigt. Und die pakistanisch-britische Konzeptkünstlerin Ceal Floyer schließlich greift in ihrem schwarzen Buchobjekt mit der blauen Banderole „First Edition“ die Gestaltung des Griffelkunst-Magazins auf, das dem zukünftigen Besitzer einen ganz besonderen Kunstgenuss verspricht.
Ergänzend zur Jubiläumsausstellung werden Druckgrafiken von Horst Janssen (1929 bis 1995) aus dem Sammlungsbestand der Artothek Oldenburg gezeigt. Diese wurden von der Kunstausleihe als Mitglied der Griffelkunst-Vereinigung erworben oder haben einen besonderen Bezug zur Stadt Oldenburg. Einen Überblick über alle Lithografien und Radierungen von Horst Janssen, die seinerzeit in der Griffelkunst-Vereinigung zur Wahl standen, gibt der gerade erschienene Katalog „Janssen und die Griffelkunst“ von Birgit Denizel, der in der Artothek erhältlich ist.
Ausstellung und Ausgabe der Grafiken
Öffentliche Führungen
Kunstvermittlerin Geraldine Dudek führt das Publikum auf unterhaltsame Weise durch die Jubiläumsausstellung „100 Jahre Griffelkunst“ und gibt spannende Einblicke in die Vielfalt der Drucktechniken und Hintergründe der Künstlerinnen und Künstler.
Termine
6. November 2025, 18 bis 19 Uhr
17. November 2025 , 18 bis 19 Uhr
20. November 2025, 17 bis 17.30 Uhr
Kostenlos. Keine Anmeldung erforderlich.
Die Ausstellung kann vom 6. bis 29. November 2025, montags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr in der Artothek Oldenburg, Peterstraße 1, besucht werden. Der Eintritt ist frei. Die Wahl und Ausgabe der Grafiken wird ehrenamtlich von Geraldine Dudek betreut und erfolgt am Samstag, 29. November, von 13 bis 16 Uhr.
Der Griffelkunst-Verein
Der unabhängige Griffelkunst-Verein wurde im Jahr 1925 von dem Volksschullehrer Johannes Böse (1879 bis 1955) in Hamburg gegründet, um „das Verständnis für und die Liebe zur Bildenden Kunst in unserer Gesellschaft zu entdecken, zu entwickeln und zu verbreiten“. In den letzten hundert Jahren wurden Werke von über 1.000 Künstlerinnen und Künstlern – darunter so berühmte Namen wie Max Pechstein, Oskar Kokoschka, Max Klinger, Dieter Roth, Gerhard Richter, Sigmar Polke, Man Ray, Hanne Darboven, Thomas Schütte, Horst Janssen, Stephan Balkenhol, Nan Goldin, Kiki Smith, Jonathan Meese, Jenny Holzer, Stefan Marx oder Katharina Sieverding ermöglicht. Für den Kunstvereins-Beitrag können die Mitglieder vier Original-Grafiken pro Jahr auswählen. Im November 2025 findet nun die 400. Jubiläumswahl statt. In Deutschland gehören 4.500 Mitglieder der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V. an, darunter befinden sich auch zahlreiche Grafikbegeisterte aus der Stadt Oldenburg.
Zuletzt geändert am 6. November 2025



