USA Begegnungen 2025

Rebirth

Am 25. September 2006 kam es im Superdome von New Orleans zu einem der imposantesten Momente in der Geschichte der „Saints“, dem Football-Team der Stadt. Sehr präsent waren an diesem Tag noch die tragischen Ereignisse rund um den verheerenden Hurrikan Katrina ein Jahr zuvor, als Deiche brachen, die Straßen geflutet waren, zahlreiche Menschen ihr Leben und Hunderttausende ihr Zuhause verloren. Die Stadt wurde auf Jahre hin zerstört und der Superdome entpuppte sich als Hölle auf Erden. Das Stadion bot den Geflüchteten zwar Schutz vor den Wassermassen, doch spielten sich unter ihnen tagelang menschliche Tragödien ab. Es war das Ende der Welt, wie sie sie kannten in New Orleans. „The Big Easy“ schien untergegangen zu sein, als Steve Gleason, Abwehrspieler der „Saints“, im ersten Superdome-Match nach Katrina den Punt seines Gegenspielers blockte. Eine Aktion, die im American Football äußerst selten vorkommt. In dieser besonderen Nacht besiegten die „Saints“ ihren Rivalen „Atlanta Falcons“ mit 23:3 und lösten einen unwahrscheinlichen Lauf für ihr Team und für die Stadt aus. Die Footballer gewannen am Ende der Saison die NFC South-Krone und die Menschen sahen in Steve Gleasons Block weit mehr als Football: Sie spürten die „Wiedergeburt“ von New Orleans. 

Diese Szene steht anekdotisch für den amerikanischen Glauben – den Glauben an die Wiedergeburt, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der USA zieht. Beginnend mit den Pilgern der Mayflower über den American Dream, der LKW-Fahrer wie Elvis Presley zu Könige des Rock’n’Roll transformiert bis hin zu den Vorstellungen des Silicon Valley von der Wiedergeburt der Menschheit in Form von technisch-transhumanen Wesen. Hannah Ahrend, deutsch-amerikanische Philosophin und Publizistin, sieht in der „Natalität“, also der Tatsache, dass jedes menschliche Leben mit der Geburt beginnt, die Voraussetzung für unser freiheitliches Handeln, so auch der aktiven Gestaltung unseres politischen Zusammenlebens. Wir müssen uns den Algorithmen und Kausalitäten also nicht fatalistisch ergeben. Die Zukunft ist offen und mit jeder Geburt geschieht das Wunder des Neuanfangs. 

Die USA hat sich immer wieder neu erfunden. Und auch derzeit erleben wir das kontrovers geführte Ringen um die Form des historischen Neuanfangs durch die beiden zentralen gesellschaftlichen Lager. Vor diesem Hintergrund bilden die „USA-Begegnungen“ eine Art Ultraschall-Bild. Ein Befund vor der anstehenden und von heftigen Wehen begleiteten Wiedergeburt eines Landes in Zeiten der beginnenden postliberalen Ordnung. Das – natürlich unvollständige – Bild setzt sich zusammen aus Projekten des zeitgenössischen Theaters, der Literatur, der Fotografie, aktuellen Filmen, aus Musik & Sound, aus Diskussionen und aus Vorträgen zur Geschichte, zur Wirtschaft und zur Politik der USA. Hinzu kommen Geschichten über Absurditäten und über Familien zwischen Migration und Künstlicher Intelligenz. Sehen Sie hier das vollständige Programm der „USA Begegnungen“. »

Zuletzt geändert am 28. August 2025